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Mittwoch, 29. Mai 2013

Nacht Straße vor Gretchens Thüre.

Inhalt:
 Mephisto und Faust sind zwei Tage vor der Walpurgisnacht auf der Straße unterwegs. Dort unterhalten sie sich über das bevorstehende Ereignis. Nachher singt Mephisto ein Lied für Faust. Dieser Gesang macht Gretchens Bruder Valentin auf die beiden Aufmerksam. Dieser prügelt sich im Mephisto und Faust. Beide fliehen und lassen Valentin schwer verletzt auf der Straße liegen. Gretchen und Marthe eilen herbei, außerdem andere Leute aus dem Volk. Als er Gretchen sieht beginnt er ihr schwere Vorwürfe zu machen und vermutet, das nach Faust auch andere Männer mit ihr verkehren würden.

Zeitpunkt: Zwei Tage vor der Walpurgisnacht
Die herrliche Walpurgisnacht.
Die kommt uns übermorgen wieder,
Personen: Valentin, Faust, Mephisto, Gretchen, Marthe, Volk

Interpretation
Mephisto singt ein sehr anzügliches Lied über die Entjungferung. Valentin geht die Ehre seiner geliebten Schwester über alles, sogar über sein eigenes Leben. So greift er den Sänger dieser unerhörten Lieder an. Hier erfüllt sich ein Teil der Wette zwischen Gott und Mephisto: Faust wird zum Mörder, ein Verstoß gegen eines der zehn Gebote! Zwar wird der Dolch von Faust geführt, doch gehorcht er der Aufforderung von Mephisto: Stoß zu!Faust hat es geschafft die so sittsame und gläubige Margarete in eine Hure ( so der Bruder Valentin ) zu verwandeln. Dieser erkennt seine eigene Schwester nicht mehr wieder.

Die Leitfragen in dieser Szene ist: Ist die Liebe zwischen Geschwistern ein höheres Gut, als die Moral?
Nacht.
Straße vor Gretchens Thüre.

Valentin. Soldat, Gretchens Bruder.
3620
Wenn ich saß bey einem Gelag,
Wo mancher sich berühmen mag,
Und die Gesellen mir den Flor
Der Mägdlein laut gepriesen vor,
Mit vollem Glas das Lob verschwemmt,
-->
3625
Den Ellenbogen aufgestemmt;
Saß ich in meiner sichern Ruh
Hört’ all’ dem Schwadroniren zu.
Und streiche lächelnd meinen Bart,
Und kriege das volle Glas zur Hand
3630
Und sage: alles nach seiner Art!
Aber ist eine im ganzen Land,
[243]
Die meiner trauten Gretel gleicht,
Die meiner Schwester das Wasser reicht?
Top! Top! Kling! Klang! das ging herum!
3635
Die einen schrieen: er hat Recht,
Sie ist die Zier vom ganzen Geschlecht!
Da saßen alle die Lober stumm.
Und nun! – um’s Haar sich auszuraufen
Und an den Wänden hinauf zu laufen! –
3640
Mit Stichelreden, Naserümpfen
Soll jeder Schurke mich beschimpfen!
Soll wie ein böser Schuldner sitzen,
Bey jedem Zufallswörtchen schwitzen!
Und möcht’ ich sie zusammenschmeißen;
3645
Könnt’ ich sie doch nicht Lügner heißen.

     Was kommt heran? Was schleicht herbey?
Irr’ ich nicht, es sind ihrer zwey.
Ist er’s, gleich pack’ ich ihn beym Felle,
Soll nicht lebendig von der Stelle!

Valentin droht an dem Schurken, der seine Schwester in Ungnade stürzt ein Leid an

Faust. Mephistopheles.


Faust.
3650
Wie von dem Fenster dort der Sakristey
[244]
Aufwärts der Schein des ewigen Lämpchens flämmert
Und schwach und schwächer seitwärts dämmert,
Und Finsterniß drängt ringsum bey!
So sieht’s in meinem Busen nächtig.

Mephistopheles.
3655
Und mir ist’s wie dem Kätzlein schmächtig,
Das an den Feuerleitern schleicht,
Sich leis’ dann um die Mauern streicht.
Mir ist’s ganz tugendlich dabey,
Ein Bißchen Diebsgelüst, ein Bißchen Rammeley.
3660
So spukt mir schon durch alle Glieder
Die herrliche Walpurgisnacht.
Die kommt uns übermorgen wieder,
Da weiß man doch warum man wacht.

Faust.
Rückt wohl der Schatz indessen in die Höh’?
3665
Den ich dorthinten flimmern seh’.

Mephistopheles.
Du kannst die Freude bald erleben,
Das Kesselchen herauszuheben.
Ich schielte neulich so hinein,
Sind herrliche Löwenthaler drein.
[245]
Faust.
3670
Nicht ein Geschmeide? Nicht ein Ring?
Meine liebe Buhle damit zu zieren?
Faust und Mephisto sprechen über die bevorstehende Walpurgisnacht. Faust wünscht sich von Mephisto erneut ein Schmuckstück, damit er Gretchen damit begeistern kann.
Mephistopheles.
Ich sah dabey wohl so ein Ding,
Als wie eine Art von Perlenschnüren.

Faust.
So ist es Recht! Mir thut es weh,
3675
Wenn ich ohne Geschenke zu ihr geh’.

Mephistopheles.
Es sollt’ euch eben nicht verdrießen
Umsonst auch etwas zu genießen.
Jetzt da der Himmel voller Sterne glüht,
Sollt ihr ein wahres Kunststück hören:
3680
Ich sing’ ihr ein moralisch Lied,
Um sie gewisser zu bethören.
Singt zur Zither.
          Was machst du mir
          Vor Liebchens Thür,
          Cathrinchen hier
3685
          Bey frühem Tagesblicke?
          Laß, laß es seyn!
[246]
          Er läßt dich ein
          Als Mädchen ein,
          Als Mädchen nicht zurücke.

3690
          Nehmt euch in Acht!
          Ist es vollbracht,
          Dann gute Nacht
          Ihr armen, armen Dinger!
          Habt ihr euch lieb,
3695
          Thut keinem Dieb
          Nur nichts zu Lieb’,
          Als mit dem Ring am Finger.
Faust will nicht mit leeren Händen zu Gretchen gehen. Mephisto singt ihm ein Lied vor
Valentin. tritt vor.
Wen lockst du hier? beym Element!
Vermaledeyter Rattenfänger!
3700
Zum Teufel erst das Instrument!
Zum Teufel hinter drein den Sänger!

Mephistopheles.
Die Zither ist entzwey! an der ist nichts zu halten.

Valentin..
Nun soll es an ein Schedelspalten!
[247]
Mephistopheles zu Faust.
Herr Doctor, nicht gewichen! Frisch!
3705
Hart an mich an, wie ich euch führe.
Heraus mit eurem Flederwisch!
Nur zugestoßen! ich parire.

Valentin.
Parire den!

Mephistopheles.
 Warum denn nicht?

Valentin.
Auch den!

Mephistopheles.
 Gewiß!

Valentin.
 Ich glaub’ der Teufel ficht!
3710
Was ist denn das? Schon wird die Hand mir lahm.

Mephistopheles zu Faust.
Stoß zu!

Valentin fällt.
 O weh!
Es kommt zu einem Handgemänge mit Gretchens Bruder Valentin. Dieser zerbricht Mephistos Zitter
Mephistopheles.
 Nun ist der Lümmel zahm!
[248]
Nun aber fort! Wir müssen gleich verschwinden:
Denn schon entsteht ein mörderlich Geschrey.
Ich weiß mich trefflich mit der Polizey,
3715
Doch mit dem Blutbann schlecht mich abzufinden.

Marthe am Fenster.
Heraus! Heraus!

Gretchen am Fenster.
 Herbey ein Licht!

Marthe wie oben.
Man schilt und rauft, man schreit und ficht.

Volk.
Da liegt schon einer todt!

Marthe heraustretend.
Die Mörder sind sie denn entflohn?

Gretchen heraustretend.
3720
Wer liegt hier?

Volk.
 Deiner Mutter Sohn.

Gretchen.
Allmächtiger! welche Noth!

Bei dem Handgemänge kommt es zu schweren Verletzungen: Valentin liegt da und stirbt fast, Mephisto und Faust fliehen und können ungesehen entkommen. Gretchen und Marthe kommen hinzu
[249]
Valentin.
Ich sterbe! das ist bald gesagt
Und bälder noch gethan.
Was steht ihr Weiber, heult und klagt?
3725
Kommt her und hört mich an!
Alle treten um ihn.
Mein Gretchen, sieh! du bist noch jung,
Bist gar noch nicht gescheidt genung,
Machst deine Sachen schlecht.
Ich sag’ dir’s im Vertrauen nur:
3730
Du bist doch nun einmal eine Hur’;
So sey’s auch eben recht!

Gretchen.
Mein Bruder! Gott! Was soll mir das?
Der Bruder beschimpft seine Schwester als Hure, während er sterbend da liegt. Gretchen ist entsetzt. Alle anderen können es hören
Valentin.
Laß unsern Herr Gott aus dem Spaß!
Geschehn ist leider nun geschehn,
3735
Und wie es gehn kann, so wird’s gehn.
Du fingst mit Einem heimlich an,
Bald kommen ihrer mehre dran,
Und wenn dich erst ein Dutzend hat,
So hat dich auch die ganze Stadt.
[250]
3740
     Wenn erst die Schande wird geboren,
Wird sie heimlich zur Welt gebracht,
Und man zieht den Schleyer der Nacht
Ihr über Kopf und Ohren;
Ja, man möchte sie gern ermorden.
3745
Wächst sie aber und macht sich groß,
Dann geht sie auch bey Tage bloß,
Und ist doch nicht schöner geworden.
Je häßlicher wird ihr Gesicht,
Je mehr sucht sie des Tageslicht.

3750
     Ich seh’ wahrhaftig schon die Zeit,
Daß alle brave Bürgersleut’
Wie von einer angesteckten Leichen,
Von dir, du Metze! seitab weichen.
Dir soll das Herz im Leib verzagen!
3755
Wenn sie dir in die Augen sehn.
Sollst keine goldne Kette mehr tragen!
In der Kirche nicht mehr am Altar stehn
In einem schönen Spitzenkragen
Dich nicht beym Tanze wohlbehagen!
3760
In eine finstre Jammerecken
[251]
Unter Bettler und Krüpel dich verstecken,
Und, wenn dir dann auch Gott verzeiht,
Auf Erden seyn vermaledeyt!
Valentin schmipft mit seiner Schwester, da diese sich an Faust vergab. Er deutet an, dass da wo einer war die nächsten Männer folgen werden und dann irgendwann die ganze Stadt. Außerdem möchte er nicht, dass sie einge goldene Kette trägt, zudem soll sie nicht mehr heiraten können
Marthe.
Befehlt eure Seele Gott zu Gnaden!
3765
Wollt ihr noch Lästrung auf euch laden?

Valentin.
Könnt’ ich dir nur an den dürren Leib
Du schändlich kupplerisches Weib!
Da hofft’ ich aller meiner Sünden
Vergebung reiche Maß zu finden.

Gretchen.
3770
Mein Bruder! Welche Höllenpein!

Valentin..
Ich sage, laß die Thränen seyn!
Da du dich sprachst der Ehre los,
Gabst mir den schwersten Herzensstoß.
Ich gehe durch den Todesschlaf
3775
Zu Gott ein als Soldat und brav.
stirbt.
Valentin kritisiert seine Schwester und stirbt, er hebt hervor, dass er stets ein guter Christ war, ganz im Gegensatz zu seiner Schwester, die sich in seinen Augen versündigt hat

Sonntag, 19. Mai 2013

Goethes Biografie und Lebenslauf

Goethes Biografie und Lebenslauf

Allgemeines

Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; +22. März 1832 in Weimar) war ein Universalgenie, der sich als Dichter, Theaterleiter, Naturwissenschaftler, Kunsttheoretiker und als Staatsmann betätigte.

Als Verfasser von Gedichten, Dramen und Prosa-Werken gilt Goethe bis heute als einer der größten Dichter der deutschen Weltliteratur. Mit der Tragödie des Faust schuf er u.a. ein Menschheitsdrama von zeitloser Gültigkeit und weltliterarischem Rang.

Mit diesen Werken prägte er maßgeblich die Literaturepoche des Sturm und Drang (1765 -1785; auch als Geniezeit bekannt) sowie in Zusammenarbeit mit Friedrich Schiller (1759-1805) die Weimarer Klassik.

Herkunft und Jugend (1749-1765)

Goethes Vater, Johann Caspar Goethe (* 1710; † 1782), war im kaiserlichen Rat vertreten. Er ging zunächst auf eine der besten Schulen des Landes, auf das Gymnasium Casimirianum in Coburg, hatte in Leipzig Rechtswissenschaften studiert, am Reichskammergericht in Wetzlar gearbeitet. Er unternahm viele Reisen, u.a. nach Rom und Paris und ließ sich schließlich in seiner Vaterstadt Frankfurt nieder, wo die Familie in einem geräumigen Haus am Großen Hirschgraben lebte. Er widmete sich dort seinen Neigungen worunter u.a. die Zusammenstellung eines Naturalienkabinetts entstand und sammelte Gemälde insbesondere italienische Stiche, woraus sich Goethes Italien-Faszination ableiten lässt.
Goethes Mutter Catharina Elisabeth Goethe (* 1731; † 1808) war eine geborene Textor. Die Tochter des Frankfurter Bürgermeisters und Juristen hatte mit 17 Jahren den damals 38-jährigen Rat Goethe geheiratet.
Außer der am 7. Dezember 1750 geborenen Schwester Cornelia Friderike Christiana starben alle anderen Geschwister früh. 1758 erkrankte Goethe an den Pocken (Blattern).
Schon früh interessierte Goethe sich für die Literatur, wobei er sein Augenmerk zunächst auf Friedrich Gottlieb Klopstock und Homer richtete. Mit 14 Jahren bewarb er sich bereits um die Mitgliedschaft in der Arkadischen Gesellschaft zu Phylandria. Auch begeisterte er sich für das Theater – so besuchte er während der französischen Besetzung 1759 häufig das französische Theater im Junghof. 1763 erlebte er ein Konzert des damals 7 Jahre alten Mozart.
Am 30. September 1765 verließ er Frankfurt, um auf Wunsch seines Vaters in Leipzig das Studium der Rechte aufzunehmen.




Studium in Leipzig (1765 -1768)
Von 1765 bis 1768 studierte Goethe in Leipzig. Er hörte dort die Poetikvorlesung von Christian Fürchtegott Gellert und nahm an dessen Stilübungen teil. Auch nahm er Zeichenunterricht bei Adam Friedrich Oeser, dem Direktor der Leipziger Akademie. Dieser förderte zudem Goethes Kunstverständnis und künstlerisches Urteilsvermögen.
Der 16 jährige Goethe konnte in Frankfurt und fern des Elternhauses eine freies Leben führen. Er verliebte sich in Käthchen Schönkopf, einer Handwerkertochter und die Verbindung hielt zwei Jahre. Die Gefühlwallungen dieser ersten Jahre beeinflussten Goethes Schreibstil - hatte er zuvor seine ersten Gedichte im Stil des Rokoko verfasst wurde sein Tonfall nunmehr freier und stürmischer.
Zudem entstand der erste Gedichtzyklus "Anette" (1768), eine Sammlung von 19 Gedichten herausgegeben von seinem Freund, Ernst Wolfgang Behrisch.
Auerbachs Keller und die dort beheimatete Sage von Fausts Fassritt 1525 beeindruckten ihn so sehr, dass er später Auerbachs Keller als einzigen konkret existierenden Ort in sein Drama Faust I aufnahm.
Ein Blutsturz zwang ihn, das Studium abzubrechen und am 28. August 1768 nach Frankfurt ins Elternhaus zurückzukehren.

Frankfurt/Straßburg (1768 - 1771)
Die lebensbedrohliche Erkrankung erforderte eine lange Rekonvaleszenz und machte ihn empfänglich für die Vorstellungen des Pietismus, die eine Freundin der Mutter, die Herrnhuterin Susanne von Klettenberg, ihm nahebrachte. Er beschäftigte sich außerdem mit mystischen und alchemistischen Schriften, eine Lektüre, auf die er später im Faust zurückgreifen sollte. Unabhängig davon verfasste er in dieser Zeit sein erstes Lustspiel: "Die Mitschuldigen"
Im April 1770 verließ Goethe Frankfurt, um auf Wunsch seines Vaters entsprechend in Straßburg das Studium zu beenden. Er widmete sich seinem Studium wesentlich intensiver und zielstrebiger. Dennoch lernte er in Straßburg einige Persönlichkeiten kennen, u.a. die wichtigste mit dem Theologen, Kunst- und Literaturtheoretiker Johann Gottfried Herder (1744-1803). Dieser vermittelte ihm die Sprachgewalt von Autoren wie Homer, Shakespeare und Ossian sowie der Volkspoesie und gab so entscheidende Impulse für Goethes dichterische Entwicklung.
In Straßburg lernte er zudem Friederike Brion, eine Pfarrerstochter, kennen. Ihr widmete er einige Gedichte, darunter z. B. „Willkommen und Abschied“, „Sessenheimer Lieder“ und „Heidenröslein“.
Goethe beendete sein Studium im Herbst 1771 und siedelte nach Frankfurt um, wo er sich als Advokat niederließ.




Frankfurt/Wetzlar, Sturm und Drang (1771 - 1775)
Seinen Beruf als Jurist übte er nicht mit sehr großem Eifer aus, da er sich wesentlich mehr für die Dichtung interessierte. So widmete er sich mehr seinem ersten Drama " Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand", welches er in nur sechs Wochen niederschrieb und 1774 nach einer Überarbeitung im Selbstverlag als "Götz von Berlichingen" veröffentlicht wurde.
Dieses mit allen überlieferten dramatischen Regeln brechende Werk fand begeisterte Aufnahme und gilt als das Gründungsdokument des Sturm und Drang.
Goethe arbeitet zu dieser Zeit auch mit am kritischen Organ der Sturm und Drang Bewegung, den "Frankfurter Gelehrten Anzeigen".
Am 10. Mai 1772 ging Goethe zum Abschluss der juristischen Ausbildung und wiederum auf Drängen seines Vaters als Referendar ans Reichskammergericht in Wetzlar. Den juristischen Studien schenkte er kaum Beachtung und verliebte sich zudem in Charlotte Buff, der Verlobten seines Kollegen am Reichskammergericht, Johann Christian Kestner. Um eine Eskalation zu Vermeiden, beendete Goethe diese Verbindung und verließ Wetzlar am 11.09.1772.
Nach dem Suizid des Gesandtschaftssekretärs Karl Wilhelm Jerusalem Ende Oktober 1772 kehrte Goethe vom 6. bis 10. November 1772 noch einmal für kurze Zeit nach Wetzlar zurück. Jerusalem war ein entfernter Bekannter von Goethe. Dieser Suizid war für Goethe der Auslöser, seinen Roman "Die Leiden des jungen Werthers" (1774) zu schreiben. Darin verbindet er die eigenen Erlebnisse mit seiner angebeteten Charlotte Buff mit dem Schicksal Jerusalems, das er in Gesprächen mit Personen, die kurz vor seinem Tod noch mit ihm zu tun gehabt hatten, ergründete. Der Roman wird ein großer Erfolg und gilt als literarische Initialzündung der Empfindsamkeit und der Sturm und Drang-Literatur und stellt gleichermaßen den literarischen Durchbruch des 24 jährigen Goethe dar.
Allgemein kann gesagt werden, dass diese Jahre zu den produktivsten in Goethes Leben gehörten.
Außer dem Werther entstanden die großen Hymnen (u. a. Ganymed, Prometheus und Mahomets Gesang), mehrere Kurzdramen (u. a. das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern und Götter, Helden und Wieland) sowie die Dramen Clavigo und Stella. Auch griff Goethe in dieser Zeit zum ersten Mal den Fauststoff auf.
Weimar (1775 - 1805)
1775 folgte er dem Ruf des jungen Herzog Carl August an den Weimarer Hof. Er übernahm dort politische Aufgaben in den Bereichen Finanzwesen, Berg- und Wegebau und zu einem späteren Zeitpunkt die Theaterleitung der Stadt Weimar sowie die Übertragung der Aufsicht über das Bildungswesen.
1776 erfolgte die Ernennung zum Geheimen Legationsrat. 1779 wird er zum Geheimrat befördert. Die Entscheidung, das Angebot des acht Jahre jüngeren Herzog Carl August in dem Weimarer Mini-Staat ein wichtiges Amt anzunehmen, war für ihn verbunden mit diversen politischen Reformtätigkeiten. Goethe war innerhalb des Kabinetts verantwortlich für eine wachsende Zahl von Zuständigkeiten. Politik blieb – auch nach seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst – ein Feld, dem er seine stetige Aufmerksamkeit schenkte.
1782 wurde Goethe zudem durch Kaiser Joseph II. geadelt.
Weiterhin begann er sich in diesen Jahren sehr intensiv mit den Naturwissenschaften zu beschäftigen und entdeckte im Jahr 1784 den Zwischenkieferknochen am menschlichen Schädel.
In Weimar freundete er sich mit der Hofdame, Charlotte von Stein (1742 - 1827) an, mit der er zehn Jahre lang eine innige Verbindung pflegte.

1. Italienreise (1786 - 1788)
Am 3. September 1786 verließ Goethe fluchtartig die heimischen Gefilde. In Weimar war nur seinem vertrauten Diener und Sekretär Philipp Seidel sein Reiseziel bekannt. Goethe gab sich in Italien unter dem Namen „Filippo Miller“ aus. Die ersten Briefe, welche Goethe nach Hause richtete, waren undatiert. Erst von Rom aus gab er den Nächststehenden Nachricht über seine eigentlichen Entschlüsse und die Absicht, längere Zeit in Italien zu bleiben.
Seinen Aufenthalt in Italien beschreibt Goethe in der "Italienischen Reise". In Rom freundete er sich 1786 mit Heinrich Tischbein an, mit dem er 1787 unter anderem nach Neapel reiste. Im selben Jahr entstand auch das berühmte Gemälde Tischbeins, das Goethe als Reisenden in der römischen Campagna zeigt. Auch Angelika Kauffmann, ein Mitglied der römischen Künstlerkolonie, lernte er dort kennen. Goethe beschreibt seinen 15-monatigen Aufenthalt in der „Hauptstadt der Welt“ als Erfüllung eines Lebenstraumes – als „einen zweiten Geburtstag, eine wahre Wiedergeburt“. Er lässt sich als Künstler von der Monumentalität der antiken Bauten inspirieren (Pantheon, Kolosseum, Kaiserthermen u. a.) und studiert antike Skulpturen (Apoll vom Belvedere, Herkules Farnese, Juno Ludovisi u. a.). Darüber hinaus beschäftigt er sich intensiv mit der italienischen Renaissance-Malerei und bewundert neben Michelangelo vor allem Raffael als den Gipfel der abendländischen Kunst und wahren Erneuerer der Antike. In den „Römischen Elegien“ (1795) blickt der Begründer der deutschen Klassik wehmütig auf sein Rom-Erlebnis zurück und äußert den Wunsch einst an der Pyramide des Cestius begraben zu werden. Damit macht er deutlich, dass der Aufenthalt in Rom der entscheidende Anstoß für die Entwicklung einer klassischen deutschen Dichtung war, die an die antike Größe anknüpft.
Auch mit literarischen Arbeiten beschäftigte er sich in Italien, unter anderem brachte er die bereits in Prosa vorliegende "Iphigenie in Versform" zum Ende, vollendete den zwölf Jahre zuvor begonnenen "Egmont" und setzte den "Tasso" fort.

Weimar - 2. Italienreise - Weimarer Klassik (1788 - 1805)
Goethe kehrte im Juni 1788 nach Weimar zurück, wo er sich mit seiner17 jährigen Geliebten, Christiane Vulpius (1765 - 1816) verlobte.
Aus dieser Beziehung gingen insgesamt fünf Kinder hervor wobei nur der erstgeborene August (1789 - 1830) überlebte.
Goethe gab im Weiteren alle Staatsämter bis auf die Leitung des Hoftheaters auf und im Jahr 1790 folgte seine zweite Italienreise, die nicht den Widerhall der ersten Reise ergab. Nach seiner Rückkehr nach Weimar widmete er sich daher ausschließlich der Naturforschung und sein künstlerisches bzw. dichterisches Schaffen viel etwas in den Hintergrund. Ursache hierfür war seine Entfremdung vom einstigen Freundeskreis und dessen Desinteresse, die Erschütterungen durch die Französische Revolution und deren Nachwirkungen sowie der augenblickliche Publikumserfolg von Werken, die Goethes neu erworbener klassischer Kunstanschauung diametral entgegenstanden.


Eine Wendung folgte im Jahr 1794 aufgrund der Zusammenarbeit mit dem in Jena lebenden Geschichtsprofessor, Friedrich Schiller (1759 - 1805), der Goethe um dessen Mitarbeit an einer von ihm geplanten Zeitschrift für Kultur und Kunst, den "Horen", bat. Schnell merkten beide, obwohl sie sich nur ab und an getroffen hatten, dass sie in der Erörterung der ästhetischen Grundsatzfragen im Rahmen der Literatur- und Kunstauffassung viel Übereinstimmung fanden. Aus diesem Sachverhalt heraus entwickelte beide die sogenannte "Weimarer Klassik", eine bis heute feststehende literaturhistorische Epochenbezeichnung.
Beide Dichter nahmen lebhaften theoretischen und praktischen Anteil an den Werken des anderen und Goethe schrieb den Roman " Wilhelm Meisters Lehrjahre" oder Balladen wie "Der Zauberlehrling oder der Schatzgräber" sowie weitere kleinere Arbeiten.
Die Epoche der Weimarer Klassik endete mit dem Tod von Friedrich Schiller am 09.05.1805. Der Tod seines Dichterfreundes stellte für Goethe nach eigenem Bekunden ein schmerzvollen und tiefgreifenden Einschnitt in seinem Leben dar und kleinere Krankheiten folgten.
Der späte Goethe (1805 - 1832)
Nach Schillers Tod knüpfte Goethe neue Freundschaften, u.a. mit Humboldt und beschäftigte sich im Weiteren mit Fichtes "Transzendentalphilosophie".
Im Jahre 1806 heiratete er Christiane Vulpius. Die feste Eheschließung hinderte ihn nicht eine tiefe Neigung für Minna Herzlieb, die 18-jährige Pflegetochter des Buchhändlers Frommann in Jena, zu entwickeln.
Auf dem Erfurter Fürstenkongress lernte Goethe 1808 Napoleon kennen. Im gleichen Jahr gab er den ersten Teil des Faust heraus. Im Jahr 1809 schrieb er seinen letzen Roman "Die Wahlverwandschaften", ein Werk, in dem er Poesie und Naturforschung miteinander verknüpft. Im gleichen Jahr begann er seine Autobiographie zu verfassen.

1812 begegnete er bei einem Kuraufenthalt in Karlsbad dem Komponisten Beethoven.

1815 unternahm Goethe ausgedehnte Reisen ins Rhein-Main-Gebiet. Hier machte er Bekanntschaft mit dem Bankier Johann Jakob von Willemer und seiner späteren Frau, Marianne Jung. Obwohl verheiratet verliebte sich Goethe in Marianne und diese wurde zur Muse und Partnerin seiner Dichtung.
1816 starb Goethes Frau Christiane nach langer Krankheit. 1817 konnte er die Leitung des Hoftheaters abgeben. Die Schwiegertochter kümmerte sich fortan um sein Wohl.
Im gleichen Jahr begann er sich wieder den Naturwissenschaften zu widmen. Aus diesem Sachverhalt entstand die Zeitschriftenreihe
" Geschichte meines botanischen Studiums" (Ausgaben 1817 - 1824) die Gedanken unter anderem zu Morphologie, Geologie und Mineralogie etc. enthielt.
Er schloss Freundschaft mit weiteren Personen, u.a. mit Karl Friedrich Reinhard (1761 - 1837), ein französischer Diplomat, Staatsmann und Schriftsteller sowie Kaspar Maria von Sternberg (1761 - 1838), Botaniker, Mineraloge, Theologe und Politiker.
Aufgrund seiner Notizen begann er im Jahr 1820 mit der Bearbeitung der "Italienischen Reise" und verfertigte ein Jahr später "Wilhelm Meisters Wanderjahre".


1823 erkrankte Goethe an einer Herzbeutelentzündung. Nach überstandener Krankheit fühlte er sich lebendiger und kraftvoller wie nie zuvor. Der Greis hielt um die Hand der 19-jährigen Ulrike von Levetzow an, die ihn jedoch abwies.
Danach wurde es friedlicher und stiller um ihn und er lebte nunmehr einsiedlerisch dahin. Im Jahr 1825, zwanzig Jahre nach Beendigung des Faust, erster Teil, nahm er die Arbeit am" Faust, Tragödie zweiter Teil" auf, an der er bis zum Jahr 1831 arbeitete. Das Werk wurde 1832, einige Monate nach Goethes Tod, veröffentlicht.
Goethe starb am 22. März 1832. Seine berühmten letzten Worte sollen „Mehr Licht!“ gewesen sein. Er wurde am 26. März in der Fürstengruft in Weimar, neben Friedrich Schiller bestattet. Seine Grabrede hielt Johann Friedrich Röhr, Generalsuperintendent in Weimar.


Text: Rainer Raasch
Quellen:
Goethe - Wikipedia
Nicolas Boyle, Goethe in zwei Bänden, C.H. Beck Verlag, München



Biografische Interpretation

-->Das Werk Faust ist untrennbar mit dem Leben seines Erschaffers verbunden. Kein anderes Werk hat so tiefe Spuren im Leben Goethes hinterlassen, kein Werk hat so viel Lebenszeit von ihm in Anspruch genommen wie Goehtes Faust. Betrachtet man die Dauer, in der die Entstehung sich vollzog, wird auch deutlich wie bedeutend der Faust in Goehtes Leben war.


Der Schaffensprozess
Goehte arbeitete sehr viele Jahre lang sehr intensiv am Werk. Die Erschaffung vollzog sich in mehreren Schritten vom Urfaust über das Faustfragment hin zum Faust I und krönte dann den Faust II.


Die eigenen Gedanken zeigen sich im Text

Die These, dass sich in den Inhalten des Stückes auch die Seele des Dichters ausdrückt. Bereits im Vorspiel zeigt sich, dass das Lyrische Ich Goethes zitternd die Reaktion des Publikums erwartet. Hierin zeigt sich auch wie wichtig das Werk für ihn war, denn anstatt es selbstbewußt kommentarlos der Welt zu hinterlassen hällt er es für nötig das Kommende durch ein erklärendes Vorwort zu erklären und sozusagen zu entschuldigen.


Goethe und Faust, zwei Genies

Farbkreis von Goethe gezeichnet, Quelle wikipedia
Goethe und seine Paradefigur Faust haben viele Gemeinsamkeiten. Beide sind männlich und gehörten zu den gebildeten Bürgern, um nicht zu sagen zur Bildungselite. Auch wenn wir hier in diesem Blog Goethe nur als Dichter betrachten war er doch viel mehr als nur das. Er war ein Universalgelehrter auf ganzer Linie. Bereits sehr früh setzte er sich mit allen Dingen um ihn herum auseinander, die verschiedenen Wissenschaften und auch die Natur faszinierte ihn. Er beschäftigte sich mit der Pflanze Ginko und dessen heilsame Wirkung, befasste sich mit den Farben und ihrer Gestalt und entdeckte sogar einen Knochen bei den Schafen, das Zwischenkieferbein. Ihn faszinierte die Welt der Farben und ihr Ursprung, ihre Harmonie, sowie ihre Entstehung. Dies zeigt sich auch in seinem angefertigten Farbkreis ( Quelle Wikipedia.de). Am Beispiel der Farbenlehre zeigt sich auch, wie sich zur damaligen Zeit die Wissenschaften verbunden haben. Heute studiert man Physik, hierbei bedient man sich den Regeln der Mathematik. Jedoch bleibt man bei allen  Leihgaben anderer Wissenschaften immer auf dem Gebiet der Naturwissenschaften. Kein Mensch könnte heute tiefgehend in einem Teilbereich forschen, wenn er alle anderen Wissenschaften mit berücksichtigen wollen würde. Hingegen war es früher, im Zeitalter des Universalgelehrten, selbstverständlich zugleich Literatur und die Naturwissenschaften zu erkunden. Es galt als wichtig die alten Sprachen zu kennen, in vielen Wissenschaften bewandert zu sein und man galt durchaus nicht als Luftikus, wenn man sich gleich mehrerer Teilgebiete, Themen oder Wissenschaften annahm.
Diese Tatsachen sind weit aus weniger bekannt, als sein Schaffen als Dichter. Jedoch hilft dieses Ich: Goethe als Naturforscher uns auch den Faust in seinem Werk besser zu verstehen:

Goethe betrieb lange umfangreiche Forschungen und beschäftigte sich mit der Welt um ihn herum sehr eindringlich. Jedoch blieb auch ihm verborgen "Was die Welt im Inneren zusammenhält", worunter er sehr litt.




Biografische Bezüge Zu Goethes Urfaust und Grundzüge Von Goethes Weltbild

, 2003, Biografische Bezüge zu Goethes Urfaust und Grundzüge von Goethes Weltbild, München, GRIN Verlag GmbH, http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/45131.html

 von Nadine Merten http://books.google.de/books?id=o4N0dWRHZuAC&pg=PA3&lpg=PA3&dq=faust+biographische+bez%C3%BCge&source=bl&ots=UuB0uGAgoS&sig=rB5epXyU-_HSrqeMt8i0533MN2s&hl=de&sa=X&ei=n9WcUYviFcvhtQassYCIBg&ved=0CFAQ6AEwAw#v=onepage&q=faust%20biographische%20bez%C3%BCge&f=false http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/45131.html

sprache

--> Bei einer Interpretation von Goethes Faust muss  man sich selbstverständlich intensiv mit der Sprache des Werkes auseinander setzen.

Die einzelnden lyrischen Besonderheiten sind in den seperaten Einträgen zu finden. Goethe verwendet in seinem Werk Faust I eine besonders große Vielfalt an Stilmitteln, Reimschemata und Sprachvarianten. Er bietet dem Betrachter des Stückes die wohl größte Vielfalt in seiner Zeit. Doch setzte er diese Vielfalt nicht zufällig ein, sondern nutzte die sprachlichen Ausformungen, um die Nuancen im Inhalt durch sprachliche Mittel besonder gut zu unterstreichen. Goethe spielte mit Formen und Ausdrucksweisen und brachte das Werk in eine für seine Zeit besonders ungewöhnliche neue Form.
Bei der Interpretation sollte man besonderes Augenmerk auf die Szene Trüber Tag legen, denn sie ist die einzige Szene, die nicht in Versform verfasst wurde. Die häufigste Versform ist der Knittelvers, diesen verwendet Goethe fast durchgehend. Ansonsten ist das gesamte Werk zu komplex und vielseitig, um es in einigen kurzen Sätzen zusammen zu fassen.

Versform/ Strophenform / Metrum Was ist das/ Einordnung Wirkung Beispiel
Adonius oder adonischer Vers Dakylus verbunden mit einem Trochäus AaAa




IN VIELEN CHORGESÄNGENGeister.
      Schwindet ihr dunkeln
      Wölbungen droben!
      Reizender schaue,
[93]
1450
      Freundlich, der blaue
      Aether herein!
      Wären die dunkeln
      Wolken zerronnen!
      Sternelein funkeln,
1455
      Mildere Sonnen
      Scheinen darein.
      Himmlischer Söhne
      Geistige Schöne,
      Schwankende Beugung
1460
      Schwebet vorüber.
      Sehnende Neigung
      Folget hinüber;
      Und der Gewänder
      Flatternde Bänder
1465
      Decken die Länder,
      Decken die Laube,
      Wo sich für’s Leben,
      Tief in Gedanken,
      Liebende geben.
1470
      Laube bey Laube!
      Sprossende Ranken!
[94]
      Lastende Traube
      Stürzt in’s Behälter
      Drängender Kelter,
1475
      Stürzen in Bächen
      Schäumende Weine,
      Rieseln durch reine,
      Edle Gesteine,
      Lassen die Höhen
1480
      Hinter sich liegen,
      Breiten zu Seen
      Sich ums Genüge
      Grünender Hügel.
      Und das Geflügel
1485
      Schlürfet sich Wonne,
      Flieget der Sonne,
      Flieget den hellen
      Inseln entgegen,
      Die sich auf Wellen
1490
      Gauklend bewegen;
      Wo wir in Chören
      Jauchzende hören,
      Ueber den Auen
[95]
      Tanzende schauen,
1495
      Die sich im Freyen
      Alle zerstreuen.
      Einige glimmen
      Ueber die Höhen,
      Andere schwimmen
1500
      Ueber die Seen,
      Andere schweben;
      Alle zum Leben,
      Alle zur Ferne
      Liebender Sterne
1505
      Seliger Huld.


Alexandriner Im Barock populär, Jambisch, 6 Hebungen, Paarreim, enthält Zäsur nach dritter Hebung


Wirkt unregelmässig und belebt
ist dem jamischen Trimeter eher gegenteilig


Blankvers Jambisch, 5 Hebungen, keine Reime
Shakespeare verwendete diesen Vers oft
Eher ruhiger Ton, unterstreichen Fausts ernste Gedankengänge Faust allein.
Erhabner Geist, du gabst mir, gabst mir alles,
Warum ich bat. Du hast mir nicht umsonst
Dein Angesicht im Feuer zugewendet.
3220
Gabst mir die herrliche Natur zum Königreich,
Kraft, sie zu fühlen, zu genießen. Nicht
Kalt staunenden Besuch erlaubst du nur,
Vergönnest mir in ihre tiefe Brust,
Wie in den Busen eines Freund’s, zu schauen.
3225
Du führst die Reihe der Lebendigen
Vor mir vorbey, und lehrst mich meine Brüder
Im stillen Busch, in Luft und Wasser kennen.
Und wenn der Sturm im Walde braus’t und knarrt,
Die Riesenfichte, stürzend, Nachbaräste
[215]
3230
Und Nachbarstämme, quetschend, nieder streift,
Und ihrem Fall dumpf hohl der Hügel donnert;
Dann führst du mich zur sichern Höhle, zeigst
Mich dann mir selbst, und meiner eignen Brust
Geheime tiefe Wunder öffnen sich.
3235
Und steigt vor meinem Blick der reine Mond
Besänftigend herüber; schweben mir
Von Felsenwänden, aus dem feuchten Busch,
Der Vorwelt silberne Gestalten auf,
Und lindern der Betrachtung strenge Lust.
3240
     O daß dem Menschen nichts Vollkomm’nes wird,
Empfind’ ich nun. Du gabst zu dieser Wonne,
Die mich den Göttern nah’ und näher bringt,
Mir den Gefährten, den ich schon nicht mehr
Entbehren kann, wenn er gleich, kalt und frech,
3245
Mich vor mir selbst erniedrigt, und zu Nichts,
Mit einem Worthauch, deine Gaben wandelt.
Er facht in meiner Brust ein wildes Feuer
Nach jenem schönen Bild geschäftig an.
[216]
So tauml’ ich von Begierde zu Genuß,
3250
Und im Genuß verschmacht’ ich nach Begierde.





Daktylus





Faustvers Jambisch, Aus Madrigalvers, meist mit 5 Hebungen ( gelegentlich auch mit 2-6 Hebungen)



Freie Rhytmen Reimlos und ohne Metrum, Verse haben jedoch einen individuellen Rhytmus Unterstreichen die Gefühlslage von Faust, auch die Leidenschaft. Werden gemäß des Sturm und Drang ( wo eine Aufhebung starrer Dichterregeln gefordert wird) auch verwendet um die, für den Sturm und Drang typische, Gefühlsbetontheit zu unterstreichen Es wölkt sich über mir –
Der Mond verbirgt sein Licht –
470
Die Lampe schwindet!
Es dampft! – Es zucken rothe Strahlen
Mir um das Haupt – Es weht
Ein Schauer vom Gewölb’ herab
Und faßt mich an!
475
Ich fühl’s, du schwebst um mich, erflehter Geist.
Enthülle dich!


Fünfheber



Ein braver Kerl von echtem Fleisch und Blut
Ist für die Dirne viel zu gut.
Ich will von keinem Gruße wissen,
Als ihr die Fenster eingeschmissen!


Fünftakter, regelmäßig

feierlich

Jambus

Unbetont Betont VerBot
Jambischer Trimeter Jambisch mit 6 Hebungen, keine Zäsur , auch Senar genannt, Reimlos, populär im antiken Drama Ermöglicht flüssige Rede ( gegensätzlich zum Alexandriner ) Faust II
Knittelvers Vier Hebungen, Senkungen nach Bedarf, Paarreim, im Epos/Drama des 15./16.Jhd Wirkt unbeschwert aber auch urtümlich und ein wenig altmodisch, wirkt rustikal
bezogen auf Faust: drückt seine Unausgelichenheit aus
Ich gäb’ was drum, wenn ich nur wüßt’,
Wer heut der Herr gewesen ist!
2680
Er sah gewiß recht wacker aus,
Und ist aus einem edlen Haus;
Das konnt’ ich ihm an der Stirne lesen –
Er wär’ auch sonst nicht so keck gewesen.
ab.


Madrigalvers Einheitliches oder wechselndes Metrum,
alternierend, wechselnde Reimstellungen auch mit Waisen, freie metrische Form. Aus dem italienischen, meist im Barock populär, im Franz. Vers Libres
Wirkt fröhlich dahin plaudernd
wird auch vor allem von Mephisto verwendet, das zeigt wie spöttisch und herablassend er ist, unterstreicht seine Rolle als Schalk
Wie kommt das schöne Kästchen hier herein?
Ich schloß doch ganz gewiß den Schrein.
2785
Es ist doch wunderbar! Was mag wohl drinne seyn?
Vielleicht bracht’s jemand als ein Pfand,
Und meine Mutter lieh darauf.
Da hängt ein Schlüsselchen am Band,
[179]
Ich denke wohl, ich mach’ es auf!
2790
Was ist das? Gott im Himmel! schau,
So was hab’ ich mein’ Tage nicht gesehn!
Ein Schmuck! Mit dem könnt’ eine Edelfrau
Am höchsten Feiertage gehn.
Wie sollte mir die Kette stehn?
2795
Wem mag die Herrlichkeit gehören?
Sie putzt sich damit auf und tritt vor den Spiegel.
Wenn nur die Ohrring’ meine wären!
Man sieht doch gleich ganz anders drein.
Was hilft euch Schönheit, junges Blut?
Das ist wohl alles schön und gut,
2800
Allein man läßt’s auch alles seyn;
Man lobt euch halb mit Erbarmen.
Nach Golde drängt,
Am Golde hängt
Doch alles. Ach wir Armen!


Paarreim





Regelmässiger Vierheber

Ruhige Wirkung
unterstreicht Fausts Nachdenklichkeit
Alle.
Gesundheit dem bewährten Mann,
Daß er noch lange helfen kann!

Faust.
Vor jenem droben steht gebückt,
1010
Der helfen lehrt und Hülfe schickt.
Er geht mit Wagnern weiter.


Stanze Ab ab ab cc Feierliche Liedform mit fünfhebigen Jamben, acht Zeilen

Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten!
Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt.
Versuch’ ich wohl euch diesmal fest zu halten?
Fühl’ ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?
5
Ihr drängt euch zu! nun gut, so mögt ihr walten,
Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt;
Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert
Vom Zauberhauch der euren Zug umwittert.

Ihr bringt mit euch die Bilder froher Tage,
10
Und manche liebe Schatten steigen auf;
Gleich einer alten, halbverklungnen Sage,
Kommt erste Lieb’ und Freundschaft mit herauf;
Der Schmerz wird neu, es wiederholt die Klage
Des Lebens labyrinthisch irren Lauf,
15
Und nennt die Guten, die, um schöne Stunden
Vom Glück getäuscht, vor mir hinweggeschwunden.
[6]
Sie hören nicht die folgenden Gesänge,
Die Seelen, denen ich die ersten sang,
Zerstoben ist das freundliche Gedränge,
20
Verklungen ach! der erste Wiederklang.
Mein Lied[1] ertönt der unbekannten Menge,
Ihr Beyfall selbst macht meinem Herzen bang,
Und was sich sonst an meinem Lied erfreuet,
Wenn es noch lebt, irrt in der Welt zerstreuet.
25
Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen
Nach jenem stillen, ernsten Geisterreich,
Es schwebet nun, in unbestimmten Tönen,
Mein lispelnd Lied, der Aeolsharfe gleich,
Ein Schauer faßt mich, Thräne folgt den Thränen,
30
Das strenge Herz es fühlt sich mild und weich;
Was ich besitze seh’ ich wie im weiten,
Und was verschwand wird mir zu Wirklichkeiten.










Terzine 3 zeilige Strophen werden aneinander gereiht und schließen mit einer vierzeiligen Stophe ab aba bcb cdc dede

Faust II
Trochaische Viertakter

Sehr stilisiert Faust II
Trochäus

Betont Unbetont Abend
Volksliedstrophe 4-9 Zeilen pro Strophe, 3-4 hebig, freie Reimordnung

           Es war ein König in Thule
2760
          Gar treu bis an das Grab,
          Dem sterbend seine Buhle
          Einen goldnen Becher gab.

               Es ging ihm nichts darüber,
          Er leert ihn jeden Schmaus;
2765
          Die Augen gingen ihm über,
          So oft er trank daraus.

               Und als er kam zu sterben,
          Zählt’ er seine Städt’ im Reich,
          Gönnt’ alles seinem Erben,
2770
          Den Becher nicht zugleich.
[178]
               Er saß beym Königsmahle,
          Die Ritter um ihn her,
          Auf hohem Väter-Saale,
          Dort auf dem Schloß am Meer.
2775
               Dort stand der alte Zecher,
          Trank letzte Lebensgluth,
          Und warf den heiligen Becher
          Hinunter in die Fluth.

               Er sah ihn stürzen, trinken
2780
          Und sinken tief ins Meer,
          Die Augen thäten ihm sinken,
          Trank nie einen Tropfen mehr.


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