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Sonntag, 19. Mai 2013

Der Nachbarinn Haus

Inhalt
Marthe findet ein weiteres Geschmeide. Mephisto trifft in Marthes Haus auf Margarete und Marte, die zuvor überlegt haben wie sie die Schmuckstücke tragen können ohne das die Mutter etwas davon mitbekommt. Als Mephisto hinzukommt berichtet dieser er habe mit Marthes Mann auf dem Sterbebett gesprochen. Mephisto bändelt mit Marthe an, diese will sich mit Mephisto treffen, Margarete mit Faust.

Personen 
Marthe
Mephisto
Margarete

Interpretation

Marte und Margerete sind gute Freundinnen. In ihnen verdeutlicht sich besonders die Rolle der Frau. Frauen galten zur Zeit von Goethe als Anhängsel ihrer Männer etwas und waren nur bedingt eigenständig. So ist es nicht verwunderlich, dass Margarete so besonders tief emotional auf die Todesnachricht ihres Mannes reagiert. Diese vermeindliche Nachricht, gepaar mit allerlei Randgeschichten, soll sie bereit machen für die Begegnung mit neuen Männer, in erster Linie mit Mephisto.  Gretchen ist trotz ihrer niedrigen sozialen Stellung nicht unkritisch, sie fragt sich wer wohl das Kästchen gebracht haben mag. Mephisto macht eine Doppelverabredung mit Marthe und Gretchen aus, die zeitnah stattfinden soll.
Der Nachbarinn Haus.

Marthe allein.

-->
2865
Gott verzeih’s meinem lieben Mann,
Er hat an mir nicht wohl gethan!
Geht da stracks in die Welt hinein,
Und läßt mich auf dem Stroh allein.
Thät’ ihn doch wahrlich nicht betrüben,
2870
Thät’ ihn, weiß Gott, recht herzlich lieben. Sie weint.
Vielleicht ist er gar todt! – O Pein! – –
Hätt’ ich nur einen Todtenschein!
Der Mann von Marthe ist verschwunden, sie ist nun allein und ist sehr traurig

Margarete kommt.
Margarete.
Frau Marthe!


Marthe.
 Gretelchen, was soll’s?

Margarete.
Fast sinken mir die Kniee nieder!
2875
Da find’ ich so ein Kästchen wieder
In meinem Schrein, von Ebenholz,
Und Sachen herrlich ganz und gar,
Weit reicher als das erste war.

Marthe.
Das muß sie nicht der Mutter sagen;
2880
Thät’s wieder gleich zur Beichte tragen.

Margarete.
Ach seh’ sie nur! ach schau sie nur!

Marthe putzt sie auf.
O du glücksel’ge Creatur!

Margarete.
Darf mich, leider, nicht auf der Gassen,
Noch in der Kirche mit sehen lassen.

Marthe.
2885
Komm du nur oft zu mir herüber,
Und leg’ den Schmuck hier heimlich an;
Spazier’ ein Stündchen lang dem Spiegelglas vorüber,
[186]
Wir haben unsre Freude dran;
Und dann gibt’s einen Anlaß, gibt’s ein Fest,
2890
Wo man’s so nach und nach den Leuten sehen läßt.
Ein Kettchen erst, die Perle dann in’s Ohr;
Die Mutter sieht’s wohl nicht, man macht ihr auch was vor.
Marthe findet den Schmuck, sie überlegt gemeinsam mit Margarete wie sie den Schmuck tragen kann ohne von der Mutter entdeckt zu werden.
Margarete.
Wer konnte nur die beyden Kästchen bringen?
Es geht nicht zu mit rechten Dingen!
Es klopft.
Margarete.
2895
Ach Gott! mag das meine Mutter seyn?

Marthe durchs Vorhängel guckend.
Es ist ein fremder Herr – Herein!
 Die beiden Frauen überlegen wer den Schmuck wohl gebracht haben mag, sehen Mephisto auftreten

Mephistopheles tritt auf.


Mephistopheles.
Bin so frey g’rad’ herein zu treten,
Muß bey den Frauen Verzeihn erbeten.
Tritt ehrerbietig vor Margareten zurück.
Wollte nach Frau Marthe Schwerdlein fragen!

Marthe.
2900
Ich bin’s, was hat der Herr zu sagen?
[187]
Mephistopheles leise zu ihr.
Ich kenne Sie jetzt, mir ist das genug;
Sie hat da gar vornehmen Besuch.
Verzeiht die Freyheit die ich genommen,
Will Nachmittage wieder kommen.

Marthe laut.
2905
Denk’, Kind, um alles in der Welt!
Der Herr dich für ein Fräulein hält.

Margarete.
Ich bin ein armes junges Blut;
Ach Gott! der Herr ist gar zu gut:
Schmuck und Geschmeide sind nicht mein.
Mephisto spricht mit Margarete und Marthe und schmeichelt Gretchen, weil sie die Geschmeide trägt, er suggeriert ihr das er glaubt sie sei höherer Herkunft
Mephistopheles.
2910
Ach, es ist nicht der Schmuck allein;
Sie hat ein Wesen, einen Blick so scharf!
Wie freut mich’s, daß ich bleiben darf.

Marthe.
Was bringt Er denn? Verlange sehr –

Mephistopheles.
Ich wollt’ ich hätt’ eine frohere Mähr’!
2915
Ich hoffe, Sie läßt mich’s drum nicht büßen:
Ihr Mann ist todt und läßt Sie grüßen.
[188]
Marthe.
Ist todt? das treue Herz! O weh!
Mein Mann ist todt! Ach ich vergeh’!

Margarete.
Ach! liebe Frau, verzweifelt nicht!

Mephistopheles.
2920
So hört die traurige Geschicht’!

Margarete.
Ich möchte drum mein’ Tag’ nicht lieben,
Würde mich Verlust zu Tode betrüben.

Mephistopheles.
Freud’ muß Leid, Leid muß Freude haben.
Mephisto berichtet Marthe, dass ihr Mann gestorben sei.
Marthe.
Erzählt mir seines Lebens Schluß!

Mephistopheles.
2925
Er liegt in Padua begraben
Bey’m heiligen Antonius,
An einer wohlgeweihten Stätte
Zum ewig kühlen Ruhebette.

Marthe.
Habt ihr sonst nichts an mich zu bringen
Mephisto erklärt Marthe, dass ihr Mann in Padua begraben sei

Mephistopheles.
2930
Ja, eine Bitte, groß und schwer;
Laß Sie doch ja für ihn dreyhundert Messen singen!
Im übrigen sind meine Taschen leer.

Marthe.
Was! nicht ein Schaustück? kein Geschmeid’?
Was jeder Handwerksbursch im Grund des Säckels spart,
2935
Zum Angedenken aufbewahrt,
Und lieber hungert lieber bettelt!

Mephistopheles.
Madam, es thut mir herzlich leid;
Allein er hat sein Geld wahrhaftig nicht verzettelt.
Auch er bereute seine Fehler sehr,
2940
Ja, und bejammerte sein Unglück noch viel mehr.

Margarete.
Ach! daß die Menschen so unglücklich sind!
Gewiß ich will für ihn manch Requiem noch beten.

Mephistopheles.
Ihr wäret werth, gleich in die Eh’ zu treten:
Ihr seyd ein liebenswürdig Kind.
Marthe ist traurig, dass Mephisto ihr nicht eine Kleinigkeit von ihrem Mann bringt, sie möchte so manches Gebet noch sprechen
Margarete.
2945
Ach nein, das geht jetzt noch nicht an.
[190]
Mephistopheles.
Ist’s nicht ein Mann, sey’s derweil’ ein Galan.
’s ist eine der größten Himmelsgaben,
So ein lieb Ding im Arm zu haben.

Margarete.
Das ist des Landes nicht der Brauch.

Mephistopheles.
2950
Brauch oder nicht! es gibt sich auch.

Marthe.
Erzählt mir doch!

Mephistopheles.
 Ich stand an seinem Sterbebette,
Es war was besser als von Mist,
Von halbgefaultem Stroh; allein er starb als Christ,
Und fand, daß er weit mehr noch auf der Zeche hätte.
2955
Wie, rief er, muß ich mich von Grund aus hassen,
So mein Gewerb, mein Weib so zu verlassen!
Ach, die Erinnrung tödtet mich.
Vergäb’ sie mir nur noch in diesem Leben! –

Marthe weinend.
Der gute Mann! ich hab’ ihm längst vergeben.

Mephisto gibt an dem Mann beim Sterbebette gesehen zu haben und das er es bereut hätte seine Frau verlassen zu haben
[191]
Mephistopheles.
2960
Allein, weiß Gott! sie war mehr Schuld als ich.

Marthe.
Das lügt er! Was! am Rand des Grab’s zu lügen!

Mephistopheles.
Er fabelte gewiß in letzten Zügen,
Wenn ich nur halb ein Kenner bin.
Ich hatte, sprach er, nicht zum Zeitvertreib zu gaffen,
2965
Erst Kinder, und dann Brot für sie zu schaffen,
Und Brot im allerweit’sten Sinn,
Und konnte nicht einmal mein Theil in Frieden essen.

Marthe.
Hat er so aller Treu’, so aller Lieb’ vergessen,
Der Plackerey bey Tag und Nacht!

Mephistopheles.
2970
Nicht doch, er hat euch herzlich dran gedacht.
Er sprach: Als ich nun weg von Malta ging,
Da betet’ ich für Frau und Kinder brünstig;
Uns war denn auch der Himmel günstig,
Daß unser Schiff ein Türkisch Fahrzeug fing,
2975
Das einen Schatz des großen Sultans führte.
Da ward der Tapferkeit ihr Lohn,
[192]
Und ich empfing denn auch, wie sich’s gebührte,
Mein wohlgemess’nes Theil davon.
Mephisto erklärt zudem, dass Marthes Mann einen reichen Lohn vom Schatz des Sultans bekommen hätte.
Marthe.
Ey wie? Ey wo? Hat er’s vielleicht vergraben?

Mephistopheles.
2980
Wer weiß, wo nun es die vier Winde haben.
Ein schönes Fräulein nahm sich seiner an,
Als er in Napel fremd umher spazirte;
Sie hat an ihm viel Lieb’s und Treu’s gethan,
Daß er’s bis an sein selig Ende spürte.

Marthe.
2985
Der Schelm! der Dieb an seinen Kindern!
Auch alles Elend, alle Noth
Konnt’ nicht sein schändlich Leben hindern!
Er erzählt Marthe, dass ihr Mann ihr in Neapel untreu gewesen sei, sie nimmt dies emotional auf
Mephistopheles.
Ja seht! dafür ist er nun todt.
Wär’ ich nun jetzt an eurem Platze;
2990
Betraurt’ ich ihn ein züchtig Jahr,
Visirte dann unterweil’ nach einem neuen Schatze.

Marthe.
Ach Gott! wie doch mein erster war,
Find’ ich nicht leicht auf dieser Welt den andern!
[193]
Es konnte kaum ein herziger Närrchen seyn.
2995
Er liebte nur das allzuviele Wandern,
Und fremde Weiber, und fremden Wein,
Und das verfluchte Würfelspiel.

Mephistopheles.
Nun, nun, so konnt’ es gehn und stehen,
Wenn er euch ungefähr so viel
3000
Von seiner Seite nachgesehen.
Ich schwör’ euch zu, mit dem Beding
Wechselt’ ich selbst mit euch den Ring!
Mephisto bietet sich an Marthe zu ehelichen, nachdem ihr Trauerjahr vergangen ist.
Marthe.
O es beliebt dem Herrn zu scherzen!

Mephistopheles für sich.
Nun mach’ ich mich bey Zeiten fort!
3005
Die hielte wohl den Teufel selbst beym Wort.
Zu Gretchen.
Wie steht es denn mit Ihrem Herzen?

Margarete.
Was meint der Herr damit?

Mephistopheles für sich.
 Du gut’s, unschuldig’s Kind!
Laut.

Lebt wohl, ihr Frauen!
[194]
Margarete.
 Lebt wohl!

Marthe.
 O sagt mir doch geschwind!
Ich möchte gern ein Zeugniß haben,
3010
Wo, wie und wann mein Schatz gestorben und begraben.
Ich bin von je der Ordnung Freund gewesen,
Möcht’ ihn auch todt im Wochenblättchen lesen.

Mephistopheles.
Ja, gute Frau, durch zweyer Zeugen Mund
Wird allerwegs die Wahrheit kund;
3015
Habe noch gar einen feinen Gesellen,
Den will ich euch vor den Richter stellen.
Ich bring’ ihn her.
Marthe möchte gerne einen Beweis haben wo ihr Mann gestorben und begraben ist, Mephisto fragt Margarete provokant was denn mit ihrem Herzen sei, also ob sie auch verliebt sei
Marthe.
 O thut das ja!

Mephistopheles.
Und hier die Jungfrau ist auch da? –
Ein braver Knab’! ist viel gereis’t,
3020
Fräuleins alle Höflichkeit erweis’t.

Margarete.
Müßte vor dem Herren schamroth werden.
[195]

Mephistopheles.
Vor keinem Könige der Erden.

Marthe.
Da hinter’m Haus in meinem Garten
Wollen wir der Herren heut’ Abend warten.
Margarete und Marthe verabreden sich mit Mephisto und Faust



Hier noch einmal alles ohne Kommentare
Marthe allein.

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2865
Gott verzeih’s meinem lieben Mann,
Er hat an mir nicht wohl gethan!
Geht da stracks in die Welt hinein,
Und läßt mich auf dem Stroh allein.
Thät’ ihn doch wahrlich nicht betrüben,
2870
Thät’ ihn, weiß Gott, recht herzlich lieben. Sie weint.
Vielleicht ist er gar todt! – O Pein! – –
Hätt’ ich nur einen Todtenschein!
Marthe wünscht sich  noch immer sehnlich einen Beweis für den Tod ihres Mannes, sie ist zudem traurig darüber, dass er sie allein gelassen hat

Margarete kommt.
Margarete.
Frau Marthe!
[185]
Marthe.
 Gretelchen, was soll’s?

Margarete.
Fast sinken mir die Kniee nieder!
2875
Da find’ ich so ein Kästchen wieder
In meinem Schrein, von Ebenholz,
Und Sachen herrlich ganz und gar,
Weit reicher als das erste war.

Marthe.
Das muß sie nicht der Mutter sagen;
2880
Thät’s wieder gleich zur Beichte tragen.

Margarete.
Ach seh’ sie nur! ach schau sie nur!

Marthe putzt sie auf.
O du glücksel’ge Creatur!

Margarete.
Darf mich, leider, nicht auf der Gassen,
Noch in der Kirche mit sehen lassen.

Marthe.
2885
Komm du nur oft zu mir herüber,
Und leg’ den Schmuck hier heimlich an;
Spazier’ ein Stündchen lang dem Spiegelglas vorüber,
[186]
Wir haben unsre Freude dran;
Und dann gibt’s einen Anlaß, gibt’s ein Fest,
2890
Wo man’s so nach und nach den Leuten sehen läßt.
Ein Kettchen erst, die Perle dann in’s Ohr;
Die Mutter sieht’s wohl nicht, man macht ihr auch was vor.

Margarete.
Wer konnte nur die beyden Kästchen bringen?
Es geht nicht zu mit rechten Dingen!
Es klopft.
Margarete.
2895
Ach Gott! mag das meine Mutter seyn?

Marthe durchs Vorhängel guckend.
Es ist ein fremder Herr – Herein!

Mephistopheles tritt auf.


Mephistopheles.
Bin so frey g’rad’ herein zu treten,
Muß bey den Frauen Verzeihn erbeten.
Tritt ehrerbietig vor Margareten zurück.
Wollte nach Frau Marthe Schwerdlein fragen!

Marthe.
2900
Ich bin’s, was hat der Herr zu sagen?
[187]
Mephistopheles leise zu ihr.
Ich kenne Sie jetzt, mir ist das genug;
Sie hat da gar vornehmen Besuch.
Verzeiht die Freyheit die ich genommen,
Will Nachmittage wieder kommen.

Marthe laut.
2905
Denk’, Kind, um alles in der Welt!
Der Herr dich für ein Fräulein hält.

Margarete.
Ich bin ein armes junges Blut;
Ach Gott! der Herr ist gar zu gut:
Schmuck und Geschmeide sind nicht mein.

Mephistopheles.
2910
Ach, es ist nicht der Schmuck allein;
Sie hat ein Wesen, einen Blick so scharf!
Wie freut mich’s, daß ich bleiben darf.

Marthe.
Was bringt Er denn? Verlange sehr –

Mephistopheles.
Ich wollt’ ich hätt’ eine frohere Mähr’!
2915
Ich hoffe, Sie läßt mich’s drum nicht büßen:
Ihr Mann ist todt und läßt Sie grüßen.
[188]
Marthe.
Ist todt? das treue Herz! O weh!
Mein Mann ist todt! Ach ich vergeh’!

Margarete.
Ach! liebe Frau, verzweifelt nicht!

Mephistopheles.
2920
So hört die traurige Geschicht’!

Margarete.
Ich möchte drum mein’ Tag’ nicht lieben,
Würde mich Verlust zu Tode betrüben.

Mephistopheles.
Freud’ muß Leid, Leid muß Freude haben.

Marthe.
Erzählt mir seines Lebens Schluß!

Mephistopheles.
2925
Er liegt in Padua begraben
Bey’m heiligen Antonius,
An einer wohlgeweihten Stätte
Zum ewig kühlen Ruhebette.

Marthe.
Habt ihr sonst nichts an mich zu bringen
[189]
Mephistopheles.
2930
Ja, eine Bitte, groß und schwer;
Laß Sie doch ja für ihn dreyhundert Messen singen!
Im übrigen sind meine Taschen leer.

Marthe.
Was! nicht ein Schaustück? kein Geschmeid’?
Was jeder Handwerksbursch im Grund des Säckels spart,
2935
Zum Angedenken aufbewahrt,
Und lieber hungert lieber bettelt!

Mephistopheles.
Madam, es thut mir herzlich leid;
Allein er hat sein Geld wahrhaftig nicht verzettelt.
Auch er bereute seine Fehler sehr,
2940
Ja, und bejammerte sein Unglück noch viel mehr.

Margarete.
Ach! daß die Menschen so unglücklich sind!
Gewiß ich will für ihn manch Requiem noch beten.

Mephistopheles.
Ihr wäret werth, gleich in die Eh’ zu treten:
Ihr seyd ein liebenswürdig Kind.

Margarete.
2945
Ach nein, das geht jetzt noch nicht an.
[190]
Mephistopheles.
Ist’s nicht ein Mann, sey’s derweil’ ein Galan.
’s ist eine der größten Himmelsgaben,
So ein lieb Ding im Arm zu haben.

Margarete.
Das ist des Landes nicht der Brauch.

Mephistopheles.
2950
Brauch oder nicht! es gibt sich auch.

Marthe.
Erzählt mir doch!

Mephistopheles.
 Ich stand an seinem Sterbebette,
Es war was besser als von Mist,
Von halbgefaultem Stroh; allein er starb als Christ,
Und fand, daß er weit mehr noch auf der Zeche hätte.
2955
Wie, rief er, muß ich mich von Grund aus hassen,
So mein Gewerb, mein Weib so zu verlassen!
Ach, die Erinnrung tödtet mich.
Vergäb’ sie mir nur noch in diesem Leben! –

Marthe weinend.
Der gute Mann! ich hab’ ihm längst vergeben.
[191]
Mephistopheles.
2960
Allein, weiß Gott! sie war mehr Schuld als ich.

Marthe.
Das lügt er! Was! am Rand des Grab’s zu lügen!

Mephistopheles.
Er fabelte gewiß in letzten Zügen,
Wenn ich nur halb ein Kenner bin.
Ich hatte, sprach er, nicht zum Zeitvertreib zu gaffen,
2965
Erst Kinder, und dann Brot für sie zu schaffen,
Und Brot im allerweit’sten Sinn,
Und konnte nicht einmal mein Theil in Frieden essen.

Marthe.
Hat er so aller Treu’, so aller Lieb’ vergessen,
Der Plackerey bey Tag und Nacht!

Mephistopheles.
2970
Nicht doch, er hat euch herzlich dran gedacht.
Er sprach: Als ich nun weg von Malta ging,
Da betet’ ich für Frau und Kinder brünstig;
Uns war denn auch der Himmel günstig,
Daß unser Schiff ein Türkisch Fahrzeug fing,
2975
Das einen Schatz des großen Sultans führte.
Da ward der Tapferkeit ihr Lohn,
[192]
Und ich empfing denn auch, wie sich’s gebührte,
Mein wohlgemess’nes Theil davon.

Marthe.
Ey wie? Ey wo? Hat er’s vielleicht vergraben?

Mephistopheles.
2980
Wer weiß, wo nun es die vier Winde haben.
Ein schönes Fräulein nahm sich seiner an,
Als er in Napel fremd umher spazirte;
Sie hat an ihm viel Lieb’s und Treu’s gethan,
Daß er’s bis an sein selig Ende spürte.

Marthe.
2985
Der Schelm! der Dieb an seinen Kindern!
Auch alles Elend, alle Noth
Konnt’ nicht sein schändlich Leben hindern!

Mephistopheles.
Ja seht! dafür ist er nun todt.
Wär’ ich nun jetzt an eurem Platze;
2990
Betraurt’ ich ihn ein züchtig Jahr,
Visirte dann unterweil’ nach einem neuen Schatze.

Marthe.
Ach Gott! wie doch mein erster war,
Find’ ich nicht leicht auf dieser Welt den andern!
[193]
Es konnte kaum ein herziger Närrchen seyn.
2995
Er liebte nur das allzuviele Wandern,
Und fremde Weiber, und fremden Wein,
Und das verfluchte Würfelspiel.

Mephistopheles.
Nun, nun, so konnt’ es gehn und stehen,
Wenn er euch ungefähr so viel
3000
Von seiner Seite nachgesehen.
Ich schwör’ euch zu, mit dem Beding
Wechselt’ ich selbst mit euch den Ring!

Marthe.
O es beliebt dem Herrn zu scherzen!

Mephistopheles für sich.
Nun mach’ ich mich bey Zeiten fort!
3005
Die hielte wohl den Teufel selbst beym Wort.
Zu Gretchen.
Wie steht es denn mit Ihrem Herzen?

Margarete.
Was meint der Herr damit?

Mephistopheles für sich.
 Du gut’s, unschuldig’s Kind!
Laut.

Lebt wohl, ihr Frauen!
[194]
Margarete.
 Lebt wohl!

Marthe.
 O sagt mir doch geschwind!
Ich möchte gern ein Zeugniß haben,
3010
Wo, wie und wann mein Schatz gestorben und begraben.
Ich bin von je der Ordnung Freund gewesen,
Möcht’ ihn auch todt im Wochenblättchen lesen.

Mephistopheles.
Ja, gute Frau, durch zweyer Zeugen Mund
Wird allerwegs die Wahrheit kund;
3015
Habe noch gar einen feinen Gesellen,
Den will ich euch vor den Richter stellen.
Ich bring’ ihn her.

Marthe.
 O thut das ja!

Mephistopheles.
Und hier die Jungfrau ist auch da? –
Ein braver Knab’! ist viel gereis’t,
3020
Fräuleins alle Höflichkeit erweis’t.

Margarete.
Müßte vor dem Herren schamroth werden.
[195]

Mephistopheles.
Vor keinem Könige der Erden.

Marthe.
Da hinter’m Haus in meinem Garten
Wollen wir der Herren heut’ Abend warten.
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