Wir brauchen Eure Unterstützung. Auf unserem Nachhilfe für Dich Kanal Nachhilfe für Dich finden alle Schülerinnen und Schüler Videos für kostenlos Nachhilfe. Wir müssen nun die 1000 Abonnenten knacken, sonst verlieren wir die Partnerschaft mit Youtube. Für Euch ist es ein Klick, für andere evtl. die Abiturnote. Danke für Euren Support.

Sonntag, 8. Dezember 2013

Volkslied in Faust I

Immer wieder fällt bei der Beschäftigung mit Faust I ins Auge, dass Goethe hier nicht nur einfache Gedichte schrieb, sondern auch Lieder in den Text einbaute. Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass er viele Lieder und Volkslieder in Faust I ausbaute und so den Gesamteindruck des Werkes um weitere kunstvolle Elemente bereicherte. In diesem Text gehen wir auf die Definition eines Volksliedes ein, geben einen Einblick darin wo im Text sich diese Liedform finden lässt und geben Hilfen zur Interpretation von Volksliedern in Goethes Faust I. 

Was ist ein Volkslied?

Ein Volkslied ist ein Lied, welches in einer festgelegten sozialen Gruppe, zum Beispiel im Volk, eine sehr hohe Verbreitung findet. Im Volkslied geht die Sprache und Tradition der jeweiligen Gruppe ein und ist der Zielgruppe gemeinsam. 

Merkmale von einem Volkslied
    Singbar
    Lyrische Gattung
    Herkunft aus dem Volk
    anonymer Autor
    Handelt von alltäglichen Situationen
    Stimmungen des täglichen Lebens
    Kann idylische Naturbilder enthalten
Ausprägungen
    Arbeitslied
    Ständelied
    Seemannslied
    Heimatlied
    Jagdlied
    Wanderlied
    Morgenlied
    Abendlied
    Winderlied
    Sommerlied


Herders Volkslied

Die Einführung des Begriffes stammt aus dem Jahr 1773 in welchem Johann Gottfried Herder den Begriff des Volksliedes einführte und fortan prägte. Er schrieb in einem Brief erstmals über diese Form des populären Liedes. Volkslied wurde aber zunächst anders als heute definiert, er nannte nicht nur die lyrische Form eines Gedichtes so, sondern auch die gesamte neue Strömung der volksnahen Dichtung insgesamt. 

In Faust finden sich unter Anderem auch Baladen, zB der 
     Der König in Thule wozu es noch einen eigenen Eintrag gibt, in welchem dieses                 Gedicht analysiert wird.


Was ist eine Ballade
Eine Ballade ist ein anschauliches und lebendiges Gedicht das ein besonderes Ereignis zum Thema hat, es handelt sich um ein Gedicht mit mehreren Strophen, so wie dies auch bei dem König in Thule der Fall ist.

Die Ballade hat folgende Merkmale
Es ist ein Gedicht
es ist eine Liedform
Mehrere Strophen gleicher Form
Ereignisse werden episch dargeboten ( erzählend )
Poetische Mittel werden angewendet

Lieder in Faust I

Betrachtet man Faust näher, so kann man feststellen, dass es hier eine ganze Reihe von Liedern und Chören gibt. Norberto hat in seinem Blogeintrag eine Auflistung gemacht. Ich zitiere ich nur die Textstellen, schaut bitte auf seinem Blog für die tollen Links zu den Vertonungen, da könnt Ihr Euch die Sachen noch mal live anhören
Wenn man nur den gedruckten Text liest, wird einem nicht recht bewusst, ein wie musikalisches Werk „Faust I“ ist. Ich habe den Text einmal durchforstet, mit folgendem Ergebnis:
Chor der Engel, der Weiber, der Jünger, V. 737-807
Bettler, V. 852-859
Soldaten, V. 884-902
Bauern, V. 949-980
Chor der Geister, V. 1447 ff. (? unsicher)
Geisterchor, V. 1607 ff.
Frosch, V. 2090 f., 2101 f., 2106/08
Brander, V. 2136 ff., mit Chorus V. 2133, 2141, 2149 (Rattenlied)
Mephisto, V. 2207 f., 2211 ff., mit Chorus V. 2239 f. (Flohlied)
Gretchen, V. 2759 ff. (Es war ein König in Thule)
Gretchen, V. 3374 ff. (Meine Ruhe ist hin – nicht zwingend ein Lied, aber von Schubert vertont)
Mephisto, V. 3682 ff. (Was machst du mir)
Chor im Dom, V. 3798 ff. (Dies irae)
Faust, Mephisto, Irrlicht, V. 3871 ff.
Chor der Hexen, V. 3956 ff.
Faust, die Schöne, Mephisto, die Alte, V. 4128 ff.
Gretchen, V. 4412 ff. (Variation des Liedes aus „Märchen vom Machandelbaum“ der Brüder Grimm)
Quelle https://norberto42.wordpress.com/2011/10/30/lieder-und-chore-in-faust-i/
Vergesst nicht diese Textstellen in Eurem Exemplar für die Abiturprüfung zu markieren und Euch da deutlich zu machen, dass es sich um ein Lied handelt, an der jeweiligen Stelle.

http://www.zeit.de/kultur/musik/2010-09/volkslied-einfuehrung
590 Wörter 3117 Zeichen ohne Leerzeichen 3731 Zeichen mit Leerzeichen 39 Sätze 15.1 Wörter pro Satz im Durchschnitt

Dienstag, 26. November 2013

Vergleich Faust und Galilei von Brecht


Galilei
Faust
Ist eine öffentliche Person und bei Hofe bekannt
Ist eine bekannte Größe in seiner Heimatstadt
Stellt sich mutig der Öffentlichkeit
Ist verzweifelt und introvertiert
Lebt mit seiner Tochter und Haushälterin zusammen
Lebt allein
Arbeitet als Lehrer und Entwickler
Arbeitet als Lehrer
Forscht als Physiker und Astronom
Hat Juristerei, Mathematik und Theologie studiert
Thematisiert Konflikt zwischen Forschung und Kirche
Thematisiert Konflikt zwischen Individuum und Wissenschaft, Kirche spielt eine Nebenrolle
Er spaltet die Kirche
Er hat keine nationale Bedeutung oder Auswirkungen
War gläubiges Kirchenmitglied
Wendet sich dem Teufel zu verkauft seine Seele
Forscht verbissen
Forschen langweilt ihn
Bleibt seinen Idealen treu
Lässt sich leicht ablenken
Ist „unwissenschaftlichen Menschen“ gegenüber sehr ignorant
Mag Gretchen, obwohl diese ungebildet ist
Wissenschaftler
Stürzt sich auf Formeln und Fakten
Will leben und das ist ihm alles zu trocken
Bleibt wissenschaftlich
Wird mystisch und wendet sich dem Teufel, Hexen und anderen esoterischen Dingen zu
Rational
triebgesteuert
Verliert alles
















Sonntag, 16. Juni 2013

11 Abend

 zurück zu Szene 10 Begegnung mit Gretchen
weiter zu Szene 12 Spaziergang
 
Inhalt

Mephisto und Faust schleichen sich in das Zimmer von Gretchen, um dort das von Mephisto besorgte Geschenk zu deponieren.Gretchen kommt in ihr kleines, sauberes Zimmer zurück, singt ein Lied und findet das Geschenk. Sie ist sehr aufgeregt und glücklich über diese kostbare Gabe.

Personen

Interpretation

Die Szene gliedert sich in mehrere Sinnabschnitte: Zunächst wird mit einem Monolog begonnen auf den ein Dialog zwischen Faust und Mephisto folgt. Dem schließt sich ein Monolog von Faust an. Schließlich folgt ein Monolog von Gretchen in dem sie auch ein Lied singt. Gretchen scheint zwar arm zu sein, doch hält sie ihr kleines Zimmer sauber. Dies unterstreicht erneut den guten Charakter, den
Gretchen eigentlich hat. Das Zimmer wird in ihrer Abwesenheit von Faust und Mephisto
aufgesucht und inspiziert. Auch hier zeigt sich wieder mit wie viel List die beiden vorgehen.Faust
ist angezogen von dem kleinbürgerlichen Milieu das sich in diesem Zimmer verbreitet und verwendet religiöse Metaphern. Ihm ist bewusst, dass er mit den Eindringen in das Allerheiligste aller intimen Bereiche eine Grenze verletzt und beschließt dem nicht mehr nachzugeben (Fort! Fort! Ich kehre nimmermehr!” Vers 2730).

Gretchen artikuliert sich nur in Form eines Liedes, ihre eigenen Einsichten und Ansichten äußert sich nicht klar in ihrem Monologpart, während sich Faustdoch schon sehr klar reflektiert. Jedoch sehnt sich sich nach einem Mann, der sie treu liebt, das zumindest glaubt man wenn man sie die Ballade singen hört. Zudem denkt sie intensiv an die Begegnung mit Faust zurück ( V 2678 und folgende).


ein kleines reinliches Zimmer
Bei dem Gedicht das Gretchen vorsingt handelt es sich um "Der König in Thule", ein an Herder angelehntes Lied, das 1774 auf einer Lahnreise entstanden ist. Bei dem Lied handelt es sich um eine unabhängig von den Arbeiten an Faust, floss aber bereits in den Urfaust ein.  Thule ist die nördlichste Insel, die bereits in der Sagenwelt eine große Rolle spielt. Sie ist die nördlichste Insel, die von Seefahren erreicht wurde. Es enthält Bezüge zum Volkslied ( Zechen ) , männliche und weibliche Kadenzen wechseln sich hierbei ab.  Sprachlich ist das Lied einfach gehalten ( um Gretchens Einfachheit oder den Volkslied Charakter zu unterstreichen ). Dieses Lied wurde sehr populär und wurde vielfach vertont. Das Lied thematisiert Leidenschaft und Treue, Eigenschaften die Faust zu fehlen scheinen. Das Lied hat zudem eine melancholische Grundstimmung, die zu Fausts ausgelassenem Liebestaumel und Mephistos aufstachelder Bosheit in einem klaren Kontrast steht.


Ihre bescheidene und idealistische Art verändert sich, als sie das Schmuckstück findet: Eitel präsentiert sie sich vor dem Spiegel und erfreut sich an dem Anblick, den das Spiegelbild ihr bietet. Sie scheint die materielle Seite des Lebens mit Freude entdeckt zu haben, diese war ihr zuvor aufgrund ihrer kleinbürgerlichen Herkunft verschlossen.


Die Szene und die vorherigen Fassungen ( Urfaust )

Goethe beließ die Szene Abend genau gleich und nahm keine Veränderungen vor.
--> Abend.
Ein kleines reinliches Zimmer.

Margarete.
ihre Zöpfe flechtend und aufbindend.

Ich gäb’ was drum, wenn ich nur wüßt’,
Wer heut der Herr gewesen ist!
2680
Er sah gewiß recht wacker aus,
Und ist aus einem edlen Haus;
Das konnt’ ich ihm an der Stirne lesen –
Er wär’ auch sonst nicht so keck gewesen.
ab.

Margarete sitzt in ihrem Zimmer und denkt über die Begegnung zwischen ihr und Faust auf der Straße nach, sie vermutet, dass es sich bei ihm einen adeligen Herren handeln müsse.

Mephistopheles. Faust.
Mephistopheles.
Herein, ganz leise, nur herein!
[173]
Faust nach einigem Stillschweigen.
2685
Ich bitte dich, laß mich allein!

Mephistopheles herumspürend.
Nicht jedes Mädchen hält so rein.
ab.
Faust rings aufschauend.
Willkommen süßer Dämmerschein!
Der du dieß Heiligthum durchwebst.
Ergreif mein Herz, du süße Liebespein!
2690
Die du vom Thau der Hoffnung schmachtend lebst.
Wie athmet rings Gefühl der Stille,
Der Ordnung, der Zufriedenheit!
In dieser Armuth welche Fülle!
In diesem Kerker welche Seligkeit!
Er wirft sich auf den ledernen Sessel am Bette.
2695
O nimm mich auf! der du die Vorwelt schon
Bey Freud’ und Schmerz in offnen Arm empfangen!
Wie oft, ach! hat an diesem Väter-Thron
Schon eine Schaar von Kindern rings gehangen!
Vielleicht hat, dankbar für den heil’gen Christ,
2700
Mein Liebchen hier, mit vollen Kinderwangen,
Dem Ahnherrn fromm die welke Hand geküßt.
[174]
Ich fühl’, o Mädchen, deinen Geist
Der Füll’ und Ordnung um mich säuseln,
Der mütterlich dich täglich unterweis’t,
2705
Den Teppich auf den Tisch dich reinlich breiten heißt,
Sogar den Sand zu deinen Füßen kräuseln.
O liebe Hand! so göttergleich!
Die Hütte wird durch dich ein Himmelreich.
Und hier!
Er hebt einen Bettvorhang auf.
 Was faßt mich für ein Wonnegraus!
2710
Hier möcht’ ich volle Stunden säumen.
Natur! hier bildetest in leichten Träumen
Den eingebornen Engel aus;
Hier lag das Kind! mit warmem Leben
Den zarten Busen angefüllt,
2715
Und hier mit heilig reinem Weben
Entwirkte sich das Götterbild!

     Und du! Was hat dich hergeführt?
Wie innig fühl’ ich mich gerührt!
Was willst du hier? Was wird das Herz dir schwer?
2720
Armsel’ger Faust! ich kenne dich nicht mehr.
[175]
      Umgiebt mich hier ein Zauberduft?
Mich drang’s so g’rade zu genießen,
Und fühle mich in Liebestraum zerfließen!
Sind wir ein Spiel von jedem Druck der Luft?

2725
     Und träte sie den Augenblick herein,
Wie würdest du für deinen Frevel büßen!
Der große Hans, ach wie so klein!
Läg’, hingeschmolzen, ihr zu Füßen.

Faust hällt einen Monolog darüber das er im Liebestaumel ist und das er das er fasziniert ist von ihr. Mephisto betont die Reinlichkeit von Gretchen, Faust und Mephisto sind in Gretchens Zimmer, als diese gerade fort ist
Mephistopheles.
Geschwind! ich seh’ sie unten kommen.

Faust.
2730
Fort! Fort! Ich kehre nimmermehr!

Mephistopheles.
Hier ist ein Kästchen leidlich schwer,
Ich hab’s wo anders hergenommen.
Stellt’s hier nur immer in den Schrein,
Ich schwör’ euch, ihr vergehn die Sinnen;
2735
Ich that euch Sächelchen hinein,
Um eine andre zu gewinnen.
Zwar Kind ist Kind und Spiel ist Spiel.
[176]
Faust.
Ich weiß nicht, soll ich?

Mephistopheles.
 Fragt ihr viel?
Meint ihr vielleicht den Schatz zu wahren?
2740
Dann rath’ ich eurer Lüsternheit
Die liebe schöne Tageszeit,
Und mir die weitre Müh’ zu sparen.
Ich hoff’ nicht daß ihr geitzig seyd!
Ich kratz’ den Kopf, reib’ an den Händen –
Er stellt das Kästchen in den Schrein und drückt das Schloß wieder zu.
2745
Nur fort! geschwind!
Um euch das süße junge Kind
Nach Herzens Wunsch und Will’ zu wenden;
Und ihr seht drein
Als solltet ihr in den Hörsal hinein,
2750
Als stünd’ leibhaftig vor euch da
Physik und Metaphysika!
Nur fort! –
ab.

Mephisto und Faust deponieren ein Geschenk für sie in ihrem Zimmer und verschwinden, als Margarete wieder kommt.
Margarete mit einer Lampe.
Es ist so schwül, so dumpfig hie,
[177] Sie macht das Fenster auf.
Und ist doch eben so warm nicht drauß’.
2755
Es wird mir so, ich weiß’ nicht wie –
Ich wollt’, die Mutter käm’ nach Haus.
Mir läuft ein Schauer über’n Leib –
Bin doch ein thöricht furchtsam Weib!
Sie fängt an zu singen, indem sie sich auszieht.
               Es war ein König in Thule
2760
          Gar treu bis an das Grab,
          Dem sterbend seine Buhle
          Einen goldnen Becher gab.

               Es ging ihm nichts darüber,
          Er leert ihn jeden Schmaus;
2765
          Die Augen gingen ihm über,
          So oft er trank daraus.

               Und als er kam zu sterben,
          Zählt’ er seine Städt’ im Reich,
          Gönnt’ alles seinem Erben,
2770
          Den Becher nicht zugleich.
[178]
               Er saß beym Königsmahle,
          Die Ritter um ihn her,
          Auf hohem Väter-Saale,
          Dort auf dem Schloß am Meer.

2775
               Dort stand der alte Zecher,
          Trank letzte Lebensgluth,
          Und warf den heiligen Becher
          Hinunter in die Fluth.

               Er sah ihn stürzen, trinken
2780
          Und sinken tief ins Meer,
          Die Augen thäten ihm sinken,
          Trank nie einen Tropfen mehr.
Sie eröffnet den Schrein, ihre Kleider einzuräumen, und erblickt das Schmuckkästchen.
Wie kommt das schöne Kästchen hier herein?
Ich schloß doch ganz gewiß den Schrein.
2785
Es ist doch wunderbar! Was mag wohl drinne seyn?
Vielleicht bracht’s jemand als ein Pfand,
Und meine Mutter lieh darauf.
Da hängt ein Schlüsselchen am Band,
[179]
Ich denke wohl, ich mach’ es auf!
2790
Was ist das? Gott im Himmel! schau,
So was hab’ ich mein’ Tage nicht gesehn!
Ein Schmuck! Mit dem könnt’ eine Edelfrau
Am höchsten Feiertage gehn.
Wie sollte mir die Kette stehn?
2795
Wem mag die Herrlichkeit gehören?
Sie putzt sich damit auf und tritt vor den Spiegel.
Wenn nur die Ohrring’ meine wären!
Man sieht doch gleich ganz anders drein.
Was hilft euch Schönheit, junges Blut?
Das ist wohl alles schön und gut,
2800
Allein man läßt’s auch alles seyn;
Man lobt euch halb mit Erbarmen.
Nach Golde drängt,
Am Golde hängt
Doch alles. Ach wir Armen!
[180]

Margarete kommt nach Hause und zieht sich aus, während sie ein Lied singt. Sie entdeckt den Schmuck und ist von der edlen Machart fasziniert 

 Hier noch mal der gesamte Text im Überblick 
Abend.
Ein kleines reinliches Zimmer.

Margarete.
ihre Zöpfe flechtend und aufbindend.
-->
Ich gäb’ was drum, wenn ich nur wüßt’,
Wer heut der Herr gewesen ist!
2680
Er sah gewiß recht wacker aus,
Und ist aus einem edlen Haus;
Das konnt’ ich ihm an der Stirne lesen –
Er wär’ auch sonst nicht so keck gewesen.
ab.

Mephistopheles. Faust.
Mephistopheles.
Herein, ganz leise, nur herein!
[173]
Faust nach einigem Stillschweigen.
2685
Ich bitte dich, laß mich allein!

Mephistopheles herumspürend.
Nicht jedes Mädchen hält so rein.
ab.
Faust rings aufschauend.
Willkommen süßer Dämmerschein!
Der du dieß Heiligthum durchwebst.
Ergreif mein Herz, du süße Liebespein!
2690
Die du vom Thau der Hoffnung schmachtend lebst.
Wie athmet rings Gefühl der Stille,
Der Ordnung, der Zufriedenheit!
In dieser Armuth welche Fülle!
In diesem Kerker welche Seligkeit!
Er wirft sich auf den ledernen Sessel am Bette.
2695
O nimm mich auf! der du die Vorwelt schon
Bey Freud’ und Schmerz in offnen Arm empfangen!
Wie oft, ach! hat an diesem Väter-Thron
Schon eine Schaar von Kindern rings gehangen!
Vielleicht hat, dankbar für den heil’gen Christ,
2700
Mein Liebchen hier, mit vollen Kinderwangen,
Dem Ahnherrn fromm die welke Hand geküßt.
[174]
Ich fühl’, o Mädchen, deinen Geist
Der Füll’ und Ordnung um mich säuseln,
Der mütterlich dich täglich unterweis’t,
2705
Den Teppich auf den Tisch dich reinlich breiten heißt,
Sogar den Sand zu deinen Füßen kräuseln.
O liebe Hand! so göttergleich!
Die Hütte wird durch dich ein Himmelreich.
Und hier!
Er hebt einen Bettvorhang auf.
 Was faßt mich für ein Wonnegraus!
2710
Hier möcht’ ich volle Stunden säumen.
Natur! hier bildetest in leichten Träumen
Den eingebornen Engel aus;
Hier lag das Kind! mit warmem Leben
Den zarten Busen angefüllt,
2715
Und hier mit heilig reinem Weben
Entwirkte sich das Götterbild!

     Und du! Was hat dich hergeführt?
Wie innig fühl’ ich mich gerührt!
Was willst du hier? Was wird das Herz dir schwer?
2720
Armsel’ger Faust! ich kenne dich nicht mehr.
[175]
      Umgiebt mich hier ein Zauberduft?
Mich drang’s so g’rade zu genießen,
Und fühle mich in Liebestraum zerfließen!
Sind wir ein Spiel von jedem Druck der Luft?

2725
     Und träte sie den Augenblick herein,
Wie würdest du für deinen Frevel büßen!
Der große Hans, ach wie so klein!
Läg’, hingeschmolzen, ihr zu Füßen.


Mephistopheles.
Geschwind! ich seh’ sie unten kommen.

Faust.
2730
Fort! Fort! Ich kehre nimmermehr!

Mephistopheles.
Hier ist ein Kästchen leidlich schwer,
Ich hab’s wo anders hergenommen.
Stellt’s hier nur immer in den Schrein,
Ich schwör’ euch, ihr vergehn die Sinnen;
2735
Ich that euch Sächelchen hinein,
Um eine andre zu gewinnen.
Zwar Kind ist Kind und Spiel ist Spiel.
[176]
Faust.
Ich weiß nicht, soll ich?

Mephistopheles.
 Fragt ihr viel?
Meint ihr vielleicht den Schatz zu wahren?
2740
Dann rath’ ich eurer Lüsternheit
Die liebe schöne Tageszeit,
Und mir die weitre Müh’ zu sparen.
Ich hoff’ nicht daß ihr geitzig seyd!
Ich kratz’ den Kopf, reib’ an den Händen –
Er stellt das Kästchen in den Schrein und drückt das Schloß wieder zu.
2745
Nur fort! geschwind!
Um euch das süße junge Kind
Nach Herzens Wunsch und Will’ zu wenden;
Und ihr seht drein
Als solltet ihr in den Hörsal hinein,
2750
Als stünd’ leibhaftig vor euch da
Physik und Metaphysika!
Nur fort! –
ab.
Margarete mit einer Lampe.
Es ist so schwül, so dumpfig hie,
[177] Sie macht das Fenster auf.
Und ist doch eben so warm nicht drauß’.
2755
Es wird mir so, ich weiß’ nicht wie –
Ich wollt’, die Mutter käm’ nach Haus.
Mir läuft ein Schauer über’n Leib –
Bin doch ein thöricht furchtsam Weib!
Sie fängt an zu singen, indem sie sich auszieht.
               Es war ein König in Thule
2760
          Gar treu bis an das Grab,
          Dem sterbend seine Buhle
          Einen goldnen Becher gab.

               Es ging ihm nichts darüber,
          Er leert ihn jeden Schmaus;
2765
          Die Augen gingen ihm über,
          So oft er trank daraus.

               Und als er kam zu sterben,
          Zählt’ er seine Städt’ im Reich,
          Gönnt’ alles seinem Erben,
2770
          Den Becher nicht zugleich.
[178]
               Er saß beym Königsmahle,
          Die Ritter um ihn her,
          Auf hohem Väter-Saale,
          Dort auf dem Schloß am Meer.

2775
               Dort stand der alte Zecher,
          Trank letzte Lebensgluth,
          Und warf den heiligen Becher
          Hinunter in die Fluth.

               Er sah ihn stürzen, trinken
2780
          Und sinken tief ins Meer,
          Die Augen thäten ihm sinken,
          Trank nie einen Tropfen mehr.
Sie eröffnet den Schrein, ihre Kleider einzuräumen, und erblickt das Schmuckkästchen.
Wie kommt das schöne Kästchen hier herein?
Ich schloß doch ganz gewiß den Schrein.
2785
Es ist doch wunderbar! Was mag wohl drinne seyn?
Vielleicht bracht’s jemand als ein Pfand,
Und meine Mutter lieh darauf.
Da hängt ein Schlüsselchen am Band,
[179]
Ich denke wohl, ich mach’ es auf!
2790
Was ist das? Gott im Himmel! schau,
So was hab’ ich mein’ Tage nicht gesehn!
Ein Schmuck! Mit dem könnt’ eine Edelfrau
Am höchsten Feiertage gehn.
Wie sollte mir die Kette stehn?
2795
Wem mag die Herrlichkeit gehören?
Sie putzt sich damit auf und tritt vor den Spiegel.
Wenn nur die Ohrring’ meine wären!
Man sieht doch gleich ganz anders drein.
Was hilft euch Schönheit, junges Blut?
Das ist wohl alles schön und gut,
2800
Allein man läßt’s auch alles seyn;
Man lobt euch halb mit Erbarmen.
Nach Golde drängt,
Am Golde hängt
Doch alles. Ach wir Armen!
[180]


Bildquelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/62/Vincent_Willem_van_Gogh_135.jpg

Dienstag, 11. Juni 2013

Glossar - das Wörterbuch zu Faust I


Glossar

A

 

 Abendroth- Lichtspiel in der Dämmerung
Aeolsharfe auch Geisterharfe genannt ist ein Streichinstrument, dass durch den Luftstrom Musik macht
 Anmuth - Schönheit, Grazie
 ächten=echten
 Anlitz  = Gesicht, Aussehen
 Aengstesprung
 Aether wird der obere Himmel genannt
Aue, Auen= Wälder entlang Flüssen und Bächen
Ahnen = Vorfahren
Adepten anderes Wort für Schüler
 Antipathie = Abneigung, meist spontan


Brudersphären= Spären in deren Mittelpunkt die Erde als Himmelskörper schwebt
 Billet= Eintrittskarte / Fahrkarte
Busen
Balsam, Balsamsaft= dickflüssiges Gemisch aus Pflanzensaft
Behagen= Wohlempfinden
brünstig = paarungsbereit
 bethört= begeistert, entflammt
 Beichte = gestehen von Sünden oder Verfehlungen
 Buhle = um Liebe / Aufmerksamkeit wetteifern, Wettkampf
 Brimborium= Nebensächlichkeit, Überflüssigkeiten
  Bestialität= Verhalten, dass den menschlichen Normen widerspricht
 Blocksberg= Brocken im Harz

C
Cicaden = an Pflanzen saugende Insekten
curiren= kurieren = gesund machen
Cursum=lat. Kurs
Cherup= Mischwesen mit Flügeln aus dem alten Testament
Casus= lat. Fall
caressieren= liebkosen
Cupido = lat. Begierde
Cum vix justus sit securus.Wenn Gerechte selbst verzagen? ( G. Verdi)
 Collegium Logicum. = Logische Grundlagen (z.B. der Philosophie)



D
Dirne, Dirnen = Prostituierte
Dies irae, dies illa = Tag des Zornes, Tag der Zähren, wird die Welt in Asche kehren. Quelle: http://www-theol.uni-graz.at/cms/dokumente/10001252/59ca3d3f/dies%2Birae.pdf
Discours = Diskussion und Darstellung eines Stoffes
dünkt den rohen Gruß!
  die Grillen = jemand der die Grillen hat, ist verrückt
droben = oben
Dunstkreis = Einflussbreich
 Drudenfuß= Pentragramm = magisches Zeichen
declamieren= übertrieben sprechen
E
Erzengel
Erz = Erdkruste mit Edelmetallen
Entzücken = Erfreuen
Ergetzenennüyirtkeck
 ergrimmt = aufgebracht, wütend
 Erbarmen = mit jemandem Mitleid haben, sich helfend zur Seite stellen
Eritis sicut Deus, scientes bonum et malum.  Ihr werdet sein wie Gott, erkennen das Gute und Böse" .. mehr auf http://w-w-w.ms/av5jw#1453556
Encheiresin naturae - Bezwingung der Natur
entzweyt= entzweien
 ergetzen= ergötzen = erfreuen
 erquicken = erholen, laben, auftanken
F
freylich
 freventlich
Faulbett= Bett auf dem man sich tagsüber ausruhen kann
Flor = Blüte
fodern = veraltet fordern
falsch Zeugnis= lügen
Futterale = Etui oder auch Überzug
Famulus = Gehilfe, Diener
 Frevel = Übermut auch Gotteslästerung
 Franzen, Franzos = abfällig Franzose
 Fliegengott = Mephisto
Facultät= Lehreinheit, Vermögen ( von Können ), Mathematische Funktion
Freyer
Fabelbuch = Buch mit Geschichten

G
Galan Mann, der sich mit besonderer Höflichkeit, Zuvorkommenheit um seine Dame bemüht
Gnadenfreiwillige Zuwendung.
Gram tiefen Kummer
Gesindedie Leute“) bezeichnet die zu häuslichen Arbeitsleistungen verpflichtete
 GährungStoffliche Veränderung biotischer Stoffe
 Griffel Stift zur Beschriftung einer Schiefertafel
Götterwonne die den göttern und dem leben der götter zugehörige wonne
Gewölbe nach oben hin gewölbte Gebäudedecke, die nicht – wie etwa eine Balkendecke – flach auf den Wänden aufliegt
goldverbrämtem goldverziert
genirt  sich schämen
Gaukelwerk Einbildung
 Grasaff unreifer, eitler MenschGefild gehobenes Wort für eine weite, sonnige, liebliche Landschaft
Geberden gebärdenein Synonym für Geste oder für ein vorgespieltes Verhalten
Geleit Begleitung
Geschöpfchen Wesen
Gewölbe ine nach oben hin gewölbte Gebäudedecke, die nicht – wie etwa eine Balkendecke
garstig sich jemandem gegenüber äußerst unfreundlich, ungezogen verhaltend

H
hold, lieblich, von zarter Schönheit;
Haupt Kopf
Hokuspokus Zauberspruch
Hagenstolz
heil’gen Sacramente Sakramente sind von Jesus Christus eingesetzte heilige Zeichen der Gnade, die bewirken, was sie bezeichnen.
hinweggerafft
 Himmelsenge
 Himmelslicht,dichterisch: Licht, Helligkeit, die vom Himmel kommt


IJ
 Incommodirt
    Incubus! incubus! der angstbesetzte Alptraum
Jammertagen
 Junker ,junger Herr
just
Judex ergo cum sedebit,Sitzt der Richter dann zu richten,
  jauchzet
 judiciren richten
 Jota 9. Buchstaben des Griechischen Alphabets; (im übertragenen Sinne) Etwas sehr kleines bzw. geringes.




K
 KnechtArbeiter in einem landwirtschaftlichen Betrieb
katechisirt[Religions]unterricht erteilen
 Königsmahle Festmahl
 kannibalisch brutal
 klassificiren(von lat. classis, ‚Klasse', und facere, ‚machen') nennt man das Zusammenfassen von Objekten zu Klassen
Kehrrichtfass mülleimer
Kreuzweg Als Kreuzweg (Weg des Kreuzes, lateinisch via crucis) bezeichnet man einen der Via Dolorosa (‚schmerzensreiche Straße‘) in Jerusalem, dem Leidensweg Jesu Christi nachgebildeten Wallfahrtsweg wie auch eine Andachtsübung, bei der der Beter den einzelnen Stationen dieses Weges folgt.



L
labyrinthischverschlungene Wege
Latwergen breiig zubereitetes Arzneimittel
LaffenElegant
lichterloh
 Liederlichschlampig
Lug und Schein
Lorbeern  Erfolg
leyer 

M
 Maximegrößte/oberste (Aussage
 Mahle Mahlzeit
 musterhaft

tadellos


beispielhaft

Mitwelt

Mitbürger

MuhmeTante oder Base, kann aber auch allgemein soziale Nähe bezeichnen,
MikrokosmusDer Mikrokosmos (v. griech. mikrós für „klein“ und kósmos für „(Welt-)Ordnung“) ist die Welt des winzig Kleinen, im Gegensatz zum Makrokosmos, der Welt des Kleinen
 Mähr
 müßigem faul, ruhig, überflüssig
 MeteorLeucht- und Wettererscheinungen
 MarterortFolterstätte, Folterbank

 mussirend
 Magister lat : Lehrer

 Metaphysika

Mater dolorosa,Mater Dolorosa (lateinisch für „schmerzensreiche Mutter“), auch Schmerzensmutter, ist eine im Rahmen der Marienverehrung gebrauchte Bezeichnung für Darstellungen der Schmerzen Mariens, der lebenslangen Sorge Marias um ihren Sohn Jesus Christus.

Maximen Maxime
Moderdurch Fäulnis und Verwesung entstandene Stoffe
MakrokosmosMakrokosmos (von griechisch makros = groß, cosmos = das All/Welt, "große Welt"

N
 Nachwelt kommende Generationen
nasführetJEMANDEN ZUM NARREN MACHEN
Nostradamus französischer Apotheker und hat als Arzt und Astrologe gearbeitet. Schon zu seinen Lebzeiten machten ihn seine prophetischen Gedichte berühmt, welche aus Gruppen von je 100 zusammengefassten Vierzeilern (Quatrains) bestanden, den sogenannten Centurien
Nil inultum remanebit.Nichts kann vor der Strafe flüchten.


O
 OlympDer Olymp (griechisch Όλυμπος [ˈɔlimbɔs]) ist das höchste Gebirge Griechenlands.
 Offenbarung Eröffnung von etwas bisher Verborgenem

P
 Possenplumpe oder alberne Späße; Unfug, Unsinn
Poeten Verfasser von poetischen Texten bzw. Gedichten
 Pein, seelisches Unbehagen;
 Physiognomieäußere Erscheinung von Lebewesen
Pfaffen Bezeichnung für einen Geistlichen
pragmatischsachbezogen
Pergant
Patron(lateinisch patronus, aus pater ‚Vater') bzw. Patronat (als Funktion) steht. allgemein für einen Verantwortungsträger,
  plagenjemandem lästig werden
 Pergament leicht bearbeitete Tierhaut
Phiolebirnenförmiges Glasgefäß mit langem, engem Hals
Pappelnbaumförmigen Pflanzen
Pentagramma Fünfsterns
 Pedant sehr genauer Mensch
 Poet Dichter
plagen sich anstrengen / quälen
 Pathos 
Präludien Vorspiele
Q
Quid sum miser tunc dicturus?Weh! Was werd ich Armer sagen?
Quem patronum rogaturus?Welchen Anwalt mir erfragen,
Quidquid latet adparebit,Wird sich das Verborgne lichten;
 quillen quellen



R
Ragout Mischung, Fleischgericht
Requiem Totenmesse
redlichem gerecht, ehrlich
Ranken Wuchs in Ranken
 Rundreim Refrain vom Lied
 Ränzlein von Ranzen, Schultasche, Tasche, aber auch: dicker Bauch
Reben Trauben
reüssiren Erfolg haben
 revidiren zurück nehmen
Rundaruß
 Rippach  Ortsteil der Stadt Lützen im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt.
 

S
 Schopfe Kopf
Spindel Gerät zum Herstellen von einem Faden aus Wolle
Schalk Jemanden der ulkige Dinge tut
spezereyen spazieren
sabattstill starke Ruhe
 Sphären Himmel ( altertümliche Bezeichnung )
 Sphärenlauf Bezeichnung für den Lauf der Himmelskörper
Schirke und Elend.Schierke ist ein Stadtteil der Stadt Wernigerode im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt
Schmach Schande, Peinlichkeit
Schwadroniren über eine Sache viel reden
Sakristey Nebenraum in der Kirche
Schedelspalten
soulagirt beruhigen, unterstützen
Solvet saeclum in favilla.Wird das Weltall sich entzünden,
 Sancta Simplicitas!
 Sammet und in Seide in Samt und Seide
schmachtend sich sehnend
 Schaar eine Menge
schnippisch unfreundlich
sitt- und tugendreich brav
schnoperst du schnupperst
 Salomonis Schlüssel Es lehnt sich an den Schlüssel Salomons (Clavicula Salomonis) an. Das Buch besteht aus 3 Teilen.
 Undene ein weiblicher, jungfräulicher Wassergeist.
 Silphe Aaskäfer
 Scolast
Sudelköcherey
 Schelm
 schäkern
 sachte
Siegesglanze 
Schaar
 Sankt Andreas Nacht
Scrupel
Schmaus
Schmacht
Schellenlaute
Sphäre
Scolar
schäkern
T
 Trübsalniedergeschlagenen, emotionalen Zustand,
Thor, Thoren
Tollheit
Unsinnigkeit
TrauerspielTrauerspiel ist ein Theatergenre
Thulemythische Insel im Norden Europas,
 transpiriren

schwitzen

 Taschenspielersachen
Tokayer  einer der bedeutenden und traditionsreichen Weine der Welt.
Tandwertloses Zeug

U
--> umwittertmit einer bestimmten Stimmung umschließen
UrquelleOrt, wo etwas beginnt; Ursprung

 unterwindensich entschließen
ungeleitet



V
Verlaub  wenn es gestattet, erlaubt ist
 vergaffenverliebt
Vennerabilekirchenlateinisch venerabile (sanctissimum)
 Virtuos technisch vollendet
 verdrießenjemanden missmutig machen  vogelfrey


 Wehen
Wiederklang = Erinnerung, Nachklang, WIederholung
welke 
 WIldpret
 Wüthen
werthen
wacker
 WonnegrausSo lässt z.B. das aus Goethes Faust stammende Wort Wonnegraus" an die Begegnung von Faust und Gretchen denken und an das so merkwürdige Gefühl zwischen Wohlbefinden und Unbehagen, während sich Orfeo" auf Orpheus und seinen Besuch der Unterwelt bezieht.http://www.linguee.de/englisch-deutsch/uebersetzung/wonnegraus.html
WalpurgisDie Walpurgisnacht ist ein traditionelles nord- und mitteleuropäisches Fest am 30. April.
Wapen
 welsche
 Wedel
 werthen
Wanst= dicken Bauch
Z
Zaudernden= Zögern
Zirkeltanz= Tanz im Kreis
Zinnen= Von den Burgen die Eckigen Mauerabschnitte ( Oben )
Zeugnis= Aussage, Beweis
 zieme= passend sein / erlaubt sein, von ziehmen, es ziehmt sich
Zecher= Trinker in einer Kneipe
Zitter= Seiteninstrument
Zofe= Zimmermädchen

Sonntag, 9. Juni 2013

die Erzengel

Die Erzengel treten einzig und allein am Beginn des Stückes auf. Vom Vers 243 an bis zum Vers 270 treten sie in Form von Gesängen in Erscheinung. Diese Gesänge heben sich deutlich vom sprachlichen Gesamtkonzept ab, da sie wesentlich dramatischer sind und viel pathetischer sind als der Rest des Werkes, in dem sogar einfache Knittelverse verwendet werden.
Beim Versmaß handelt es sich um einen vierhebigen Jambus, der sich in acht Strophen befindet. Dies orientiert sich an den Psalmenliedern, hat also einen biblischen Anklang.
Mit Kosmos wird die Gesamtheit von Himmel und Erde bezeichnet. In ihrem Gesang loben sie Gottes Größe und Gottes Schöpfung. Der Gesang soll zum Einen Gottes Großartigkeit unterstreichen und zum anderen die vertraute kirchliche Stimmung erzeugen.

Quellen:

http://www.rudolf-steiner-schule-lueneburg.de/schueler/oldweb/daten/deutsch/Faust_interpretationen.htm

Mittwoch, 29. Mai 2013

Nacht Straße vor Gretchens Thüre.

Inhalt:
 Mephisto und Faust sind zwei Tage vor der Walpurgisnacht auf der Straße unterwegs. Dort unterhalten sie sich über das bevorstehende Ereignis. Nachher singt Mephisto ein Lied für Faust. Dieser Gesang macht Gretchens Bruder Valentin auf die beiden Aufmerksam. Dieser prügelt sich im Mephisto und Faust. Beide fliehen und lassen Valentin schwer verletzt auf der Straße liegen. Gretchen und Marthe eilen herbei, außerdem andere Leute aus dem Volk. Als er Gretchen sieht beginnt er ihr schwere Vorwürfe zu machen und vermutet, das nach Faust auch andere Männer mit ihr verkehren würden.

Zeitpunkt: Zwei Tage vor der Walpurgisnacht
Die herrliche Walpurgisnacht.
Die kommt uns übermorgen wieder,
Personen: Valentin, Faust, Mephisto, Gretchen, Marthe, Volk

Interpretation
Mephisto singt ein sehr anzügliches Lied über die Entjungferung. Valentin geht die Ehre seiner geliebten Schwester über alles, sogar über sein eigenes Leben. So greift er den Sänger dieser unerhörten Lieder an. Hier erfüllt sich ein Teil der Wette zwischen Gott und Mephisto: Faust wird zum Mörder, ein Verstoß gegen eines der zehn Gebote! Zwar wird der Dolch von Faust geführt, doch gehorcht er der Aufforderung von Mephisto: Stoß zu!Faust hat es geschafft die so sittsame und gläubige Margarete in eine Hure ( so der Bruder Valentin ) zu verwandeln. Dieser erkennt seine eigene Schwester nicht mehr wieder.

Die Leitfragen in dieser Szene ist: Ist die Liebe zwischen Geschwistern ein höheres Gut, als die Moral?
Nacht.
Straße vor Gretchens Thüre.

Valentin. Soldat, Gretchens Bruder.
3620
Wenn ich saß bey einem Gelag,
Wo mancher sich berühmen mag,
Und die Gesellen mir den Flor
Der Mägdlein laut gepriesen vor,
Mit vollem Glas das Lob verschwemmt,
-->
3625
Den Ellenbogen aufgestemmt;
Saß ich in meiner sichern Ruh
Hört’ all’ dem Schwadroniren zu.
Und streiche lächelnd meinen Bart,
Und kriege das volle Glas zur Hand
3630
Und sage: alles nach seiner Art!
Aber ist eine im ganzen Land,
[243]
Die meiner trauten Gretel gleicht,
Die meiner Schwester das Wasser reicht?
Top! Top! Kling! Klang! das ging herum!
3635
Die einen schrieen: er hat Recht,
Sie ist die Zier vom ganzen Geschlecht!
Da saßen alle die Lober stumm.
Und nun! – um’s Haar sich auszuraufen
Und an den Wänden hinauf zu laufen! –
3640
Mit Stichelreden, Naserümpfen
Soll jeder Schurke mich beschimpfen!
Soll wie ein böser Schuldner sitzen,
Bey jedem Zufallswörtchen schwitzen!
Und möcht’ ich sie zusammenschmeißen;
3645
Könnt’ ich sie doch nicht Lügner heißen.

     Was kommt heran? Was schleicht herbey?
Irr’ ich nicht, es sind ihrer zwey.
Ist er’s, gleich pack’ ich ihn beym Felle,
Soll nicht lebendig von der Stelle!

Valentin droht an dem Schurken, der seine Schwester in Ungnade stürzt ein Leid an

Faust. Mephistopheles.


Faust.
3650
Wie von dem Fenster dort der Sakristey
[244]
Aufwärts der Schein des ewigen Lämpchens flämmert
Und schwach und schwächer seitwärts dämmert,
Und Finsterniß drängt ringsum bey!
So sieht’s in meinem Busen nächtig.

Mephistopheles.
3655
Und mir ist’s wie dem Kätzlein schmächtig,
Das an den Feuerleitern schleicht,
Sich leis’ dann um die Mauern streicht.
Mir ist’s ganz tugendlich dabey,
Ein Bißchen Diebsgelüst, ein Bißchen Rammeley.
3660
So spukt mir schon durch alle Glieder
Die herrliche Walpurgisnacht.
Die kommt uns übermorgen wieder,
Da weiß man doch warum man wacht.

Faust.
Rückt wohl der Schatz indessen in die Höh’?
3665
Den ich dorthinten flimmern seh’.

Mephistopheles.
Du kannst die Freude bald erleben,
Das Kesselchen herauszuheben.
Ich schielte neulich so hinein,
Sind herrliche Löwenthaler drein.
[245]
Faust.
3670
Nicht ein Geschmeide? Nicht ein Ring?
Meine liebe Buhle damit zu zieren?
Faust und Mephisto sprechen über die bevorstehende Walpurgisnacht. Faust wünscht sich von Mephisto erneut ein Schmuckstück, damit er Gretchen damit begeistern kann.
Mephistopheles.
Ich sah dabey wohl so ein Ding,
Als wie eine Art von Perlenschnüren.

Faust.
So ist es Recht! Mir thut es weh,
3675
Wenn ich ohne Geschenke zu ihr geh’.

Mephistopheles.
Es sollt’ euch eben nicht verdrießen
Umsonst auch etwas zu genießen.
Jetzt da der Himmel voller Sterne glüht,
Sollt ihr ein wahres Kunststück hören:
3680
Ich sing’ ihr ein moralisch Lied,
Um sie gewisser zu bethören.
Singt zur Zither.
          Was machst du mir
          Vor Liebchens Thür,
          Cathrinchen hier
3685
          Bey frühem Tagesblicke?
          Laß, laß es seyn!
[246]
          Er läßt dich ein
          Als Mädchen ein,
          Als Mädchen nicht zurücke.

3690
          Nehmt euch in Acht!
          Ist es vollbracht,
          Dann gute Nacht
          Ihr armen, armen Dinger!
          Habt ihr euch lieb,
3695
          Thut keinem Dieb
          Nur nichts zu Lieb’,
          Als mit dem Ring am Finger.
Faust will nicht mit leeren Händen zu Gretchen gehen. Mephisto singt ihm ein Lied vor
Valentin. tritt vor.
Wen lockst du hier? beym Element!
Vermaledeyter Rattenfänger!
3700
Zum Teufel erst das Instrument!
Zum Teufel hinter drein den Sänger!

Mephistopheles.
Die Zither ist entzwey! an der ist nichts zu halten.

Valentin..
Nun soll es an ein Schedelspalten!
[247]
Mephistopheles zu Faust.
Herr Doctor, nicht gewichen! Frisch!
3705
Hart an mich an, wie ich euch führe.
Heraus mit eurem Flederwisch!
Nur zugestoßen! ich parire.

Valentin.
Parire den!

Mephistopheles.
 Warum denn nicht?

Valentin.
Auch den!

Mephistopheles.
 Gewiß!

Valentin.
 Ich glaub’ der Teufel ficht!
3710
Was ist denn das? Schon wird die Hand mir lahm.

Mephistopheles zu Faust.
Stoß zu!

Valentin fällt.
 O weh!
Es kommt zu einem Handgemänge mit Gretchens Bruder Valentin. Dieser zerbricht Mephistos Zitter
Mephistopheles.
 Nun ist der Lümmel zahm!
[248]
Nun aber fort! Wir müssen gleich verschwinden:
Denn schon entsteht ein mörderlich Geschrey.
Ich weiß mich trefflich mit der Polizey,
3715
Doch mit dem Blutbann schlecht mich abzufinden.

Marthe am Fenster.
Heraus! Heraus!

Gretchen am Fenster.
 Herbey ein Licht!

Marthe wie oben.
Man schilt und rauft, man schreit und ficht.

Volk.
Da liegt schon einer todt!

Marthe heraustretend.
Die Mörder sind sie denn entflohn?

Gretchen heraustretend.
3720
Wer liegt hier?

Volk.
 Deiner Mutter Sohn.

Gretchen.
Allmächtiger! welche Noth!

Bei dem Handgemänge kommt es zu schweren Verletzungen: Valentin liegt da und stirbt fast, Mephisto und Faust fliehen und können ungesehen entkommen. Gretchen und Marthe kommen hinzu
[249]
Valentin.
Ich sterbe! das ist bald gesagt
Und bälder noch gethan.
Was steht ihr Weiber, heult und klagt?
3725
Kommt her und hört mich an!
Alle treten um ihn.
Mein Gretchen, sieh! du bist noch jung,
Bist gar noch nicht gescheidt genung,
Machst deine Sachen schlecht.
Ich sag’ dir’s im Vertrauen nur:
3730
Du bist doch nun einmal eine Hur’;
So sey’s auch eben recht!

Gretchen.
Mein Bruder! Gott! Was soll mir das?
Der Bruder beschimpft seine Schwester als Hure, während er sterbend da liegt. Gretchen ist entsetzt. Alle anderen können es hören
Valentin.
Laß unsern Herr Gott aus dem Spaß!
Geschehn ist leider nun geschehn,
3735
Und wie es gehn kann, so wird’s gehn.
Du fingst mit Einem heimlich an,
Bald kommen ihrer mehre dran,
Und wenn dich erst ein Dutzend hat,
So hat dich auch die ganze Stadt.
[250]
3740
     Wenn erst die Schande wird geboren,
Wird sie heimlich zur Welt gebracht,
Und man zieht den Schleyer der Nacht
Ihr über Kopf und Ohren;
Ja, man möchte sie gern ermorden.
3745
Wächst sie aber und macht sich groß,
Dann geht sie auch bey Tage bloß,
Und ist doch nicht schöner geworden.
Je häßlicher wird ihr Gesicht,
Je mehr sucht sie des Tageslicht.

3750
     Ich seh’ wahrhaftig schon die Zeit,
Daß alle brave Bürgersleut’
Wie von einer angesteckten Leichen,
Von dir, du Metze! seitab weichen.
Dir soll das Herz im Leib verzagen!
3755
Wenn sie dir in die Augen sehn.
Sollst keine goldne Kette mehr tragen!
In der Kirche nicht mehr am Altar stehn
In einem schönen Spitzenkragen
Dich nicht beym Tanze wohlbehagen!
3760
In eine finstre Jammerecken
[251]
Unter Bettler und Krüpel dich verstecken,
Und, wenn dir dann auch Gott verzeiht,
Auf Erden seyn vermaledeyt!
Valentin schmipft mit seiner Schwester, da diese sich an Faust vergab. Er deutet an, dass da wo einer war die nächsten Männer folgen werden und dann irgendwann die ganze Stadt. Außerdem möchte er nicht, dass sie einge goldene Kette trägt, zudem soll sie nicht mehr heiraten können
Marthe.
Befehlt eure Seele Gott zu Gnaden!
3765
Wollt ihr noch Lästrung auf euch laden?

Valentin.
Könnt’ ich dir nur an den dürren Leib
Du schändlich kupplerisches Weib!
Da hofft’ ich aller meiner Sünden
Vergebung reiche Maß zu finden.

Gretchen.
3770
Mein Bruder! Welche Höllenpein!

Valentin..
Ich sage, laß die Thränen seyn!
Da du dich sprachst der Ehre los,
Gabst mir den schwersten Herzensstoß.
Ich gehe durch den Todesschlaf
3775
Zu Gott ein als Soldat und brav.
stirbt.
Valentin kritisiert seine Schwester und stirbt, er hebt hervor, dass er stets ein guter Christ war, ganz im Gegensatz zu seiner Schwester, die sich in seinen Augen versündigt hat

Sonntag, 19. Mai 2013

Goethes Biografie und Lebenslauf

Goethes Biografie und Lebenslauf

Allgemeines

Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; +22. März 1832 in Weimar) war ein Universalgenie, der sich als Dichter, Theaterleiter, Naturwissenschaftler, Kunsttheoretiker und als Staatsmann betätigte.

Als Verfasser von Gedichten, Dramen und Prosa-Werken gilt Goethe bis heute als einer der größten Dichter der deutschen Weltliteratur. Mit der Tragödie des Faust schuf er u.a. ein Menschheitsdrama von zeitloser Gültigkeit und weltliterarischem Rang.

Mit diesen Werken prägte er maßgeblich die Literaturepoche des Sturm und Drang (1765 -1785; auch als Geniezeit bekannt) sowie in Zusammenarbeit mit Friedrich Schiller (1759-1805) die Weimarer Klassik.

Herkunft und Jugend (1749-1765)

Goethes Vater, Johann Caspar Goethe (* 1710; † 1782), war im kaiserlichen Rat vertreten. Er ging zunächst auf eine der besten Schulen des Landes, auf das Gymnasium Casimirianum in Coburg, hatte in Leipzig Rechtswissenschaften studiert, am Reichskammergericht in Wetzlar gearbeitet. Er unternahm viele Reisen, u.a. nach Rom und Paris und ließ sich schließlich in seiner Vaterstadt Frankfurt nieder, wo die Familie in einem geräumigen Haus am Großen Hirschgraben lebte. Er widmete sich dort seinen Neigungen worunter u.a. die Zusammenstellung eines Naturalienkabinetts entstand und sammelte Gemälde insbesondere italienische Stiche, woraus sich Goethes Italien-Faszination ableiten lässt.
Goethes Mutter Catharina Elisabeth Goethe (* 1731; † 1808) war eine geborene Textor. Die Tochter des Frankfurter Bürgermeisters und Juristen hatte mit 17 Jahren den damals 38-jährigen Rat Goethe geheiratet.
Außer der am 7. Dezember 1750 geborenen Schwester Cornelia Friderike Christiana starben alle anderen Geschwister früh. 1758 erkrankte Goethe an den Pocken (Blattern).
Schon früh interessierte Goethe sich für die Literatur, wobei er sein Augenmerk zunächst auf Friedrich Gottlieb Klopstock und Homer richtete. Mit 14 Jahren bewarb er sich bereits um die Mitgliedschaft in der Arkadischen Gesellschaft zu Phylandria. Auch begeisterte er sich für das Theater – so besuchte er während der französischen Besetzung 1759 häufig das französische Theater im Junghof. 1763 erlebte er ein Konzert des damals 7 Jahre alten Mozart.
Am 30. September 1765 verließ er Frankfurt, um auf Wunsch seines Vaters in Leipzig das Studium der Rechte aufzunehmen.




Studium in Leipzig (1765 -1768)
Von 1765 bis 1768 studierte Goethe in Leipzig. Er hörte dort die Poetikvorlesung von Christian Fürchtegott Gellert und nahm an dessen Stilübungen teil. Auch nahm er Zeichenunterricht bei Adam Friedrich Oeser, dem Direktor der Leipziger Akademie. Dieser förderte zudem Goethes Kunstverständnis und künstlerisches Urteilsvermögen.
Der 16 jährige Goethe konnte in Frankfurt und fern des Elternhauses eine freies Leben führen. Er verliebte sich in Käthchen Schönkopf, einer Handwerkertochter und die Verbindung hielt zwei Jahre. Die Gefühlwallungen dieser ersten Jahre beeinflussten Goethes Schreibstil - hatte er zuvor seine ersten Gedichte im Stil des Rokoko verfasst wurde sein Tonfall nunmehr freier und stürmischer.
Zudem entstand der erste Gedichtzyklus "Anette" (1768), eine Sammlung von 19 Gedichten herausgegeben von seinem Freund, Ernst Wolfgang Behrisch.
Auerbachs Keller und die dort beheimatete Sage von Fausts Fassritt 1525 beeindruckten ihn so sehr, dass er später Auerbachs Keller als einzigen konkret existierenden Ort in sein Drama Faust I aufnahm.
Ein Blutsturz zwang ihn, das Studium abzubrechen und am 28. August 1768 nach Frankfurt ins Elternhaus zurückzukehren.

Frankfurt/Straßburg (1768 - 1771)
Die lebensbedrohliche Erkrankung erforderte eine lange Rekonvaleszenz und machte ihn empfänglich für die Vorstellungen des Pietismus, die eine Freundin der Mutter, die Herrnhuterin Susanne von Klettenberg, ihm nahebrachte. Er beschäftigte sich außerdem mit mystischen und alchemistischen Schriften, eine Lektüre, auf die er später im Faust zurückgreifen sollte. Unabhängig davon verfasste er in dieser Zeit sein erstes Lustspiel: "Die Mitschuldigen"
Im April 1770 verließ Goethe Frankfurt, um auf Wunsch seines Vaters entsprechend in Straßburg das Studium zu beenden. Er widmete sich seinem Studium wesentlich intensiver und zielstrebiger. Dennoch lernte er in Straßburg einige Persönlichkeiten kennen, u.a. die wichtigste mit dem Theologen, Kunst- und Literaturtheoretiker Johann Gottfried Herder (1744-1803). Dieser vermittelte ihm die Sprachgewalt von Autoren wie Homer, Shakespeare und Ossian sowie der Volkspoesie und gab so entscheidende Impulse für Goethes dichterische Entwicklung.
In Straßburg lernte er zudem Friederike Brion, eine Pfarrerstochter, kennen. Ihr widmete er einige Gedichte, darunter z. B. „Willkommen und Abschied“, „Sessenheimer Lieder“ und „Heidenröslein“.
Goethe beendete sein Studium im Herbst 1771 und siedelte nach Frankfurt um, wo er sich als Advokat niederließ.




Frankfurt/Wetzlar, Sturm und Drang (1771 - 1775)
Seinen Beruf als Jurist übte er nicht mit sehr großem Eifer aus, da er sich wesentlich mehr für die Dichtung interessierte. So widmete er sich mehr seinem ersten Drama " Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand", welches er in nur sechs Wochen niederschrieb und 1774 nach einer Überarbeitung im Selbstverlag als "Götz von Berlichingen" veröffentlicht wurde.
Dieses mit allen überlieferten dramatischen Regeln brechende Werk fand begeisterte Aufnahme und gilt als das Gründungsdokument des Sturm und Drang.
Goethe arbeitet zu dieser Zeit auch mit am kritischen Organ der Sturm und Drang Bewegung, den "Frankfurter Gelehrten Anzeigen".
Am 10. Mai 1772 ging Goethe zum Abschluss der juristischen Ausbildung und wiederum auf Drängen seines Vaters als Referendar ans Reichskammergericht in Wetzlar. Den juristischen Studien schenkte er kaum Beachtung und verliebte sich zudem in Charlotte Buff, der Verlobten seines Kollegen am Reichskammergericht, Johann Christian Kestner. Um eine Eskalation zu Vermeiden, beendete Goethe diese Verbindung und verließ Wetzlar am 11.09.1772.
Nach dem Suizid des Gesandtschaftssekretärs Karl Wilhelm Jerusalem Ende Oktober 1772 kehrte Goethe vom 6. bis 10. November 1772 noch einmal für kurze Zeit nach Wetzlar zurück. Jerusalem war ein entfernter Bekannter von Goethe. Dieser Suizid war für Goethe der Auslöser, seinen Roman "Die Leiden des jungen Werthers" (1774) zu schreiben. Darin verbindet er die eigenen Erlebnisse mit seiner angebeteten Charlotte Buff mit dem Schicksal Jerusalems, das er in Gesprächen mit Personen, die kurz vor seinem Tod noch mit ihm zu tun gehabt hatten, ergründete. Der Roman wird ein großer Erfolg und gilt als literarische Initialzündung der Empfindsamkeit und der Sturm und Drang-Literatur und stellt gleichermaßen den literarischen Durchbruch des 24 jährigen Goethe dar.
Allgemein kann gesagt werden, dass diese Jahre zu den produktivsten in Goethes Leben gehörten.
Außer dem Werther entstanden die großen Hymnen (u. a. Ganymed, Prometheus und Mahomets Gesang), mehrere Kurzdramen (u. a. das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern und Götter, Helden und Wieland) sowie die Dramen Clavigo und Stella. Auch griff Goethe in dieser Zeit zum ersten Mal den Fauststoff auf.
Weimar (1775 - 1805)
1775 folgte er dem Ruf des jungen Herzog Carl August an den Weimarer Hof. Er übernahm dort politische Aufgaben in den Bereichen Finanzwesen, Berg- und Wegebau und zu einem späteren Zeitpunkt die Theaterleitung der Stadt Weimar sowie die Übertragung der Aufsicht über das Bildungswesen.
1776 erfolgte die Ernennung zum Geheimen Legationsrat. 1779 wird er zum Geheimrat befördert. Die Entscheidung, das Angebot des acht Jahre jüngeren Herzog Carl August in dem Weimarer Mini-Staat ein wichtiges Amt anzunehmen, war für ihn verbunden mit diversen politischen Reformtätigkeiten. Goethe war innerhalb des Kabinetts verantwortlich für eine wachsende Zahl von Zuständigkeiten. Politik blieb – auch nach seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst – ein Feld, dem er seine stetige Aufmerksamkeit schenkte.
1782 wurde Goethe zudem durch Kaiser Joseph II. geadelt.
Weiterhin begann er sich in diesen Jahren sehr intensiv mit den Naturwissenschaften zu beschäftigen und entdeckte im Jahr 1784 den Zwischenkieferknochen am menschlichen Schädel.
In Weimar freundete er sich mit der Hofdame, Charlotte von Stein (1742 - 1827) an, mit der er zehn Jahre lang eine innige Verbindung pflegte.

1. Italienreise (1786 - 1788)
Am 3. September 1786 verließ Goethe fluchtartig die heimischen Gefilde. In Weimar war nur seinem vertrauten Diener und Sekretär Philipp Seidel sein Reiseziel bekannt. Goethe gab sich in Italien unter dem Namen „Filippo Miller“ aus. Die ersten Briefe, welche Goethe nach Hause richtete, waren undatiert. Erst von Rom aus gab er den Nächststehenden Nachricht über seine eigentlichen Entschlüsse und die Absicht, längere Zeit in Italien zu bleiben.
Seinen Aufenthalt in Italien beschreibt Goethe in der "Italienischen Reise". In Rom freundete er sich 1786 mit Heinrich Tischbein an, mit dem er 1787 unter anderem nach Neapel reiste. Im selben Jahr entstand auch das berühmte Gemälde Tischbeins, das Goethe als Reisenden in der römischen Campagna zeigt. Auch Angelika Kauffmann, ein Mitglied der römischen Künstlerkolonie, lernte er dort kennen. Goethe beschreibt seinen 15-monatigen Aufenthalt in der „Hauptstadt der Welt“ als Erfüllung eines Lebenstraumes – als „einen zweiten Geburtstag, eine wahre Wiedergeburt“. Er lässt sich als Künstler von der Monumentalität der antiken Bauten inspirieren (Pantheon, Kolosseum, Kaiserthermen u. a.) und studiert antike Skulpturen (Apoll vom Belvedere, Herkules Farnese, Juno Ludovisi u. a.). Darüber hinaus beschäftigt er sich intensiv mit der italienischen Renaissance-Malerei und bewundert neben Michelangelo vor allem Raffael als den Gipfel der abendländischen Kunst und wahren Erneuerer der Antike. In den „Römischen Elegien“ (1795) blickt der Begründer der deutschen Klassik wehmütig auf sein Rom-Erlebnis zurück und äußert den Wunsch einst an der Pyramide des Cestius begraben zu werden. Damit macht er deutlich, dass der Aufenthalt in Rom der entscheidende Anstoß für die Entwicklung einer klassischen deutschen Dichtung war, die an die antike Größe anknüpft.
Auch mit literarischen Arbeiten beschäftigte er sich in Italien, unter anderem brachte er die bereits in Prosa vorliegende "Iphigenie in Versform" zum Ende, vollendete den zwölf Jahre zuvor begonnenen "Egmont" und setzte den "Tasso" fort.

Weimar - 2. Italienreise - Weimarer Klassik (1788 - 1805)
Goethe kehrte im Juni 1788 nach Weimar zurück, wo er sich mit seiner17 jährigen Geliebten, Christiane Vulpius (1765 - 1816) verlobte.
Aus dieser Beziehung gingen insgesamt fünf Kinder hervor wobei nur der erstgeborene August (1789 - 1830) überlebte.
Goethe gab im Weiteren alle Staatsämter bis auf die Leitung des Hoftheaters auf und im Jahr 1790 folgte seine zweite Italienreise, die nicht den Widerhall der ersten Reise ergab. Nach seiner Rückkehr nach Weimar widmete er sich daher ausschließlich der Naturforschung und sein künstlerisches bzw. dichterisches Schaffen viel etwas in den Hintergrund. Ursache hierfür war seine Entfremdung vom einstigen Freundeskreis und dessen Desinteresse, die Erschütterungen durch die Französische Revolution und deren Nachwirkungen sowie der augenblickliche Publikumserfolg von Werken, die Goethes neu erworbener klassischer Kunstanschauung diametral entgegenstanden.


Eine Wendung folgte im Jahr 1794 aufgrund der Zusammenarbeit mit dem in Jena lebenden Geschichtsprofessor, Friedrich Schiller (1759 - 1805), der Goethe um dessen Mitarbeit an einer von ihm geplanten Zeitschrift für Kultur und Kunst, den "Horen", bat. Schnell merkten beide, obwohl sie sich nur ab und an getroffen hatten, dass sie in der Erörterung der ästhetischen Grundsatzfragen im Rahmen der Literatur- und Kunstauffassung viel Übereinstimmung fanden. Aus diesem Sachverhalt heraus entwickelte beide die sogenannte "Weimarer Klassik", eine bis heute feststehende literaturhistorische Epochenbezeichnung.
Beide Dichter nahmen lebhaften theoretischen und praktischen Anteil an den Werken des anderen und Goethe schrieb den Roman " Wilhelm Meisters Lehrjahre" oder Balladen wie "Der Zauberlehrling oder der Schatzgräber" sowie weitere kleinere Arbeiten.
Die Epoche der Weimarer Klassik endete mit dem Tod von Friedrich Schiller am 09.05.1805. Der Tod seines Dichterfreundes stellte für Goethe nach eigenem Bekunden ein schmerzvollen und tiefgreifenden Einschnitt in seinem Leben dar und kleinere Krankheiten folgten.
Der späte Goethe (1805 - 1832)
Nach Schillers Tod knüpfte Goethe neue Freundschaften, u.a. mit Humboldt und beschäftigte sich im Weiteren mit Fichtes "Transzendentalphilosophie".
Im Jahre 1806 heiratete er Christiane Vulpius. Die feste Eheschließung hinderte ihn nicht eine tiefe Neigung für Minna Herzlieb, die 18-jährige Pflegetochter des Buchhändlers Frommann in Jena, zu entwickeln.
Auf dem Erfurter Fürstenkongress lernte Goethe 1808 Napoleon kennen. Im gleichen Jahr gab er den ersten Teil des Faust heraus. Im Jahr 1809 schrieb er seinen letzen Roman "Die Wahlverwandschaften", ein Werk, in dem er Poesie und Naturforschung miteinander verknüpft. Im gleichen Jahr begann er seine Autobiographie zu verfassen.

1812 begegnete er bei einem Kuraufenthalt in Karlsbad dem Komponisten Beethoven.

1815 unternahm Goethe ausgedehnte Reisen ins Rhein-Main-Gebiet. Hier machte er Bekanntschaft mit dem Bankier Johann Jakob von Willemer und seiner späteren Frau, Marianne Jung. Obwohl verheiratet verliebte sich Goethe in Marianne und diese wurde zur Muse und Partnerin seiner Dichtung.
1816 starb Goethes Frau Christiane nach langer Krankheit. 1817 konnte er die Leitung des Hoftheaters abgeben. Die Schwiegertochter kümmerte sich fortan um sein Wohl.
Im gleichen Jahr begann er sich wieder den Naturwissenschaften zu widmen. Aus diesem Sachverhalt entstand die Zeitschriftenreihe
" Geschichte meines botanischen Studiums" (Ausgaben 1817 - 1824) die Gedanken unter anderem zu Morphologie, Geologie und Mineralogie etc. enthielt.
Er schloss Freundschaft mit weiteren Personen, u.a. mit Karl Friedrich Reinhard (1761 - 1837), ein französischer Diplomat, Staatsmann und Schriftsteller sowie Kaspar Maria von Sternberg (1761 - 1838), Botaniker, Mineraloge, Theologe und Politiker.
Aufgrund seiner Notizen begann er im Jahr 1820 mit der Bearbeitung der "Italienischen Reise" und verfertigte ein Jahr später "Wilhelm Meisters Wanderjahre".


1823 erkrankte Goethe an einer Herzbeutelentzündung. Nach überstandener Krankheit fühlte er sich lebendiger und kraftvoller wie nie zuvor. Der Greis hielt um die Hand der 19-jährigen Ulrike von Levetzow an, die ihn jedoch abwies.
Danach wurde es friedlicher und stiller um ihn und er lebte nunmehr einsiedlerisch dahin. Im Jahr 1825, zwanzig Jahre nach Beendigung des Faust, erster Teil, nahm er die Arbeit am" Faust, Tragödie zweiter Teil" auf, an der er bis zum Jahr 1831 arbeitete. Das Werk wurde 1832, einige Monate nach Goethes Tod, veröffentlicht.
Goethe starb am 22. März 1832. Seine berühmten letzten Worte sollen „Mehr Licht!“ gewesen sein. Er wurde am 26. März in der Fürstengruft in Weimar, neben Friedrich Schiller bestattet. Seine Grabrede hielt Johann Friedrich Röhr, Generalsuperintendent in Weimar.


Text: Rainer Raasch
Quellen:
Goethe - Wikipedia
Nicolas Boyle, Goethe in zwei Bänden, C.H. Beck Verlag, München



Wir brauchen Eure Unterstützung. Auf unserem Nachhilfe für Dich Kanal Nachhilfe für Dich finden alle Schülerinnen und Schüler Videos für kostenlos Nachhilfe. Wir müssen nun die 1000 Abonnenten knacken, sonst verlieren wir die Partnerschaft mit Youtube. Für Euch ist es ein Klick, für andere evtl. die Abiturnote. Danke für Euren Support.